[Allegro] Vorhang noch nicht zu, aber ...

Bernhard Eversberg b-eversberg at gmx.de
Mo Jul 18 09:22:25 CEST 2016


... noch immer offen ist die Frage, wie es denn konkret weitergehen
wird mit bibliothekarischen Lokalsystemen insgesamt in unserm Lande.
Schon im März 2012 fand in Göttingen der GBV-Workshop "Zur Zukunft 
der lokalen Bibliothekssysteme" statt. Ein gemeinsames "Projekt OLE"
wurde von GBV und HBZ begründet:
  https://www.ole-germany.org/display/OLE/1.+Kurzbeschreibung+des+Projekts

Ziel war zunächst nicht nur die Evaluation von Kuali OLE, sondern auch
die Schaffung eines einsatzfähigen Lokalsystems, das in absehbarer Zeit
das angealterte LBS4 von Pica ersetzen könnte, welches von OCLC nicht
mehr weiterentwickelt wird.
Nun aber ist der Projektseite
  https://www.ole-germany.org/display/OLE/Projekt+OLE

zu entnehmen, daß wohl durch Veränderungen bei der Kuali Foundation
Verzögerungen eingetreten sind. Unter "Projektplan" steht momentan
nichts mehr:
  https://www.ole-germany.org/display/OLE/b.+Projektplan
Zwar kann man sich schon funktionierende "Testinstanzen" anschauen:
  https://www.ole-germany.org/display/OLE/4.+Testinstanzen
ob diese aber direkt und bald in eine einsatzreife Version einmünden können, 
scheint jetzt fraglich.

Unsere Einschätzung, daß neue Systeme auf zeitgemäßen Grundlagen
noch etwa 5-10 Jahre bis zur Marktreife brauchen werden, wird damit
wohl zunächst eher bekräftigt.

Gleichwohl bleibt anscheinend aber Unsicherheit, befeuert noch
durch schiefe Äußerungen wie jetzt in Wikipedia, und die Frage wird
sicher hier und da gestellt, ob man denn schon jetzt etwas unternehmen
sollte, um von allegro wegzukommen. Nur wohin?
Man könnte in dieser Situation eine Marktübersicht gebrauchen. 
Wikipedia enthält eine:
  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Bibliothekssystemen
Als Enscheidungsgrundlage ist die momentan wenig geeignet, denn es
ist nicht mehr als eine alphabetische (!) Liste.

In den USA ist das ganz anders: Ein Kollege Marshall Breeding betreibt 
eine umfangreiche Website "Library Technology Guides:
  http://librarytechnology.org/
Sein umfangreicher "Library Systems Report" 2016 erschien bereits
in American Libraries:
  https://americanlibrariesmagazine.org/2016/05/02/library-systems-report-2016/ 
Breeding vermittelt darin allerdings den Eindruck, daß Kuali Boden 
verliert an Alma.
Hier ist seine eigentliche Marktübersicht, die den Namen wirklich verdient:
  http://librarytechnology.org/libraries/carnegie/
Das Volumen des Marktes erfährt man auch: 3.38 Mrd. $.

Warum diese Hinweise?
Eins der erklärten Ziele der Regelwerksmigration war, daß ausländische
Systeme in Deutschland besser einsatzfähig werden könnten und dadurch 
eine größere Auswahl brauchbarer Systeme verfügbar würde. 
Hier wäre eine Grundlage, dieser Idee nun auch nachzugehen. Ob in der
Richtung schon etwas läuft, weiß ich nicht. Kuali ist da aber kein sehr
aussagekräftiges Beispiel, denn es hat mit Katalogisierung so gut wie 
nichts zu tun.

Einziges operationelles ausländisches System mit institutionell 
abgesicherter Unterstützung ist anscheinend zur Zeit Koha:

  https://wiki.bsz-bw.de/doku.php?id=l-team:koha:start

Dort findet man auch Referenzen und ein Mailforum. Das BSZ
bietet auch Hilfe bei der Migration von anderen Systemen hin zu
Koha. Viel mehr ist mir nicht bekannt; noch keine Gelegenheit gehabt,
mal mit einem Anwender zu reden oder, noch besser, eine
anwendende Bibliothek zu besuchen. Das wird jeder selber tun wollen,
um sich ein konkretes Bild zu machen, bevor man ernsthaft an ein
Migrationsvorhaben herangeht. Hilfreich könnten auch Erfahrungs-
berichte aus der Praxis sein. Hat jemand dazu Hinweise? Gab es 
schon eine Migration zu Koha? Was wurde dabei an Erkenntnissen und
nachnutzbaren Ergebnissen (z.B. Parameter, Skripte, Vorgehensmuster)
gewonnen? 

Hinweis für die Zwischen-den-Zeilen-Leser:
Hiermit soll keinem Aktionismus das Wort geredet sein oder durch
die Blume angedeutet, daß ich allegro selber nicht mehr viel zutrauen
würde, oder der unbekannte Wikipedia-Autor wohl doch recht haben könnte.
Die Aussage bleibt vielmehr bestehen, daß allegro noch gut 10 Jahre 
wird genutzt werden können, und die Entwicklung ist auch noch nicht
am Ende, wie man wohl inzwischen gemerkt hat. 
Andererseits aber ist auch mir klar, daß wenige sich allein auf meine
Aussagen pro allegro verlassen wollen. Daher habe ich nichts zu 
verlieren durch Verbreiten nützlicher Information und hätte nichts zu
gewinnen, wenn ich's unterließe. 

B.E.






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