[Allegro] RDA - Was nun?
Winfried Gödert
winfried.goedert at fh-koeln.de
Do Mai 7 11:10:23 CEST 2015
Lieber Herr Eversberg,
liebe Listenteilnehmer,
> Zum eigentlichen Thema sind wir noch nicht gekommen. Ich hatte den RDA-
> Diskurs begonnen mit der vagen Vorstellung, etwas zu erfahren
> über die Erwartungen, Hoffnungen und vor allem Prioritäten unserer
> Anwender. Um ein wenig Orientierung zu schaffen: wo wir Akzente setzen
> sollten, was wir mit Hochdruck verfolgen und was wir hintanstellen
> könnten. Von den ca. 200 Standardanwendern in diesem Forum ist dazu
> noch *nichts* gekommen! Diese eigenartige Zurückhaltung paart sich
> mit einer Funkstille in der neuen RDA-INFOLIST der DNB. Was soll man
> daraus schließen? Hat Resignation um sich gegriffen, grassieren
> Ratlosigkeit, Frust, Enttäuschung - oder im Gegenteil Zufriedenheit
> und Zuversicht? Oder das Schlimmste von allem: Gleichgültigkeit?
> Und hat der "Wiesenmüller" alle Unklarheiten beseitigt, hat sich jeder
> einen Zugang zum "Toolkit" besorgt und saugt daraus Honig für das
> Tagesgeschäft, Ziele und Wege dahin klar vor Augen? Alles das wissen
> wir nicht. Also was tun?
Als jemand, der ständig professionell darum bemüht ist, den Blick auf
strukturelle Zusammenhänge zu richten und die Vorzüge struktureller
Herangehensweisen zu betonen, möchte ich den Eindruck beisteuern, dass
gegenwärtig kaum die Behandlung des "eigentlichen Themas" durch
zahlreiche Beiträge zu erwarten ist. Hierfür fehlt es am erforderlichen
Klima, sprich am Vorstellungsvermögen eines möglichen Nutzens. Es gibt
erkennbar eine große Bereitschaft, sich in kleinteilige Diskussionen um
die Ausgestaltung von Parametern zu begeben, die Sensibilität -
vielleicht die Fähigkeit - zur gleichzeitigen Betrachtung des größeren
Zusammenhangs, gar die Vorabbestimmung einer Zielprojektion ist abhanden
gekommen. Ich darf vielleicht als Beleg anführen, dass selbst die
substanzreiche Kommentierung meines Häschtäck-Beitrages in Inetbib - der
den von Ihnen angesprochenen Eindruck zum Auslöser hatte - ebenfalls
keine weiteren Stellungnahmen erfahren hat. Eine im Grundsatz
wohlgefällige Rezeption ist für das Initiieren eines Grundsatz-Diskurses
nicht ausreichend. Das nun immer wieder zitierte Buch von Wiesenmüller
und Horny hat sicher große Vorzüge in der Behandlung von Detailfragen
und mag angesichts mancher noch bestehender Unklarheiten sogar das
Potenzial haben, Standards zu setzen - eine hinreichende Funktion für
das Herstellen einer Einsicht in Zielsetzungen und Strukturen von
Erschließungsaufgaben kann ihm nach ersten Eindrücken nicht beigemessen
werden. Es ist - und will es ja auch nicht sein - kein Beitrag zur
Ideengeschichte der Erschließung. Wenn es nicht gelingt, ein Klima zu
schaffen, das die Beschäftigung mit Grundsatzfragen wieder als
gleichberechtigten Partner zur Parameteroptimierung sieht, wird das
"eigentliche Thema" wohl keine Bodenhaftung mehr erfahren.
Viele Grüße
Winfried Gödert
--
Prof. Winfried Gödert
Fachhochschule Köln
Institut für Informationswissenschaft
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