[Allegro] RDA: Antworten auf drängende Fragen

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Mi Mai 6 15:56:34 CEST 2015


Lieber Herr Eversberg,

Am 06.05.2015 um 14:54 schrieb Bernhard Eversberg:

> 1980, als es anfing, konnte man die scharfen Fragen noch nicht stellen,
> die sich heute aus der kumulierten Erkenntnismasse von 34 Jahren ergeben
> und die aus Ihrem Erfahrungsschatze unerschöpflich hervorsprudeln.
> Hätte man es aber gekonnt, dann, fürchte ich, wäre das Projekt
> "allegro" wohl gar nicht angepackt worden. Jeder wird das auf
> seine Weise bewerten, als Fluch oder Segen des frühen Beginns.
> (Nun werden Sie sogleich aufzählen, an welchen Punkten wir dies
> bzw. jenes hätten tun sollen, und in welcher Weise. Leider vergebens.)

Die Leute, die vor jedem Beginn die Vorlage von "business cases"
oder ein komplettes theoretisches Modell mit empirischer Absicherung
fordern, sind eigentlich andere. Sich retrospektiv Klarheit ueber
das eigene Handeln zu verschaffen muss aber moeglich sein, sonst
wird es stumpf. Vielleicht ist das Problem der Bibliothekare (oder
der Gedaechtnisinstutionen allgemein?) ihr Gedaechtnis: Es ist
nichts Verkehrtes darin, auf aeussere Reize umgehend zu reagieren:
"Da steht ein Computer? Dann drucken wir die Karten damit".
"Da kommt eine flache Silberscheibe mit Musik drauf herein? Dann
katalogisieren wir die jetzt". Aber was so entsteht, muss nun
immer gueltig sein, darf nie an Wert verlieren. In kuerzester
Zeit werden pragmatische Ansaetze in allgemeinverbindliche Regeln
umgemuenzt, sei es wegen der Synergie oder damit nun erlaubt
ist, was vorher verboten war. Und dann stehen wir nach 60 Jahren
immer noch mit einem Datenformat da, das perfekt fuer den Karten-
druck ist, oder nach 20 Jahren mit einem Instrumentarium fuer
elektronische Medien, das sich an den ersten CD-ROMs orientiert...
Natuerlich macht niemand den Bibliothekaren einen Vorwurf daraus,
dass sie 1950 nicht ans Internet und 1992 nicht an eBooks und
Nationallizenzen gedacht haben. Aber man kann man daraus ableiten,
dass man 2015 an etwas nicht denken braucht, nur weil man damals
nicht dran denken konnte?

Was Sie aber vielleicht erhellen koennten: Bekanntlich(?) haben Sie
das A-Format ja vom Niedersaechsischen Monographien-Nachweis (NMN)
abgeleitet, den ich aus Gruenden der spaeten Geburt nie selbst kennen-
gelernt habe. Wie weit gehen dessen Format-Wurzeln eigentlich zurueck?
Ist es plausibel, dass sich der Verhau um allegro's #20 sogar
ueberwiegend auf Prae-RAK-Wurzeln stuetzt? (wurde vielleicht erst mit
dem Umzug zum Goettinger Verbund nach RAK-WB katalogisiert?)
[Die Frage ist bitte nicht als versteckter Vorwurf zu verstehen, MAB2
etwa ist von den Feldern her weitgehend MAB1 und das ist ungefaehr
so alt wie Voll-RAK (je nachdem, wie man die datiert auch aelter?),
und das auf die 1950er-Jahre zurueckgehende MARC duerfte auch schon
allerhand Regelwerksumstellungen verdaut haben, denn selbst AACR-ohne-2
gab es damals noch lange nicht]

viele Gruesse
Thomas Berger



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