[Allegro] Welche Prioritäten beim RDA-Import?
Thomas Berger
ThB at Gymel.com
Di Mai 5 13:03:29 CEST 2015
Am 05.05.2015 um 12:04 schrieb Bernhard Eversberg:
>> Bloss weil es 11 Jahre
>> keinen Nachfolger gab, kann man ja nicht behauptet, dass es
>> RAK nach 2004 noch gegeben hat: Der Einstellungsbeschluss war
>> der Todesstoss, insbesondere wo sich niemand an Rettungsmassnahmen
>> gemacht hat.
> Stimmt zwar nicht, aber es waren nur Individuen, und ohne
> institutionelle An- und Einbindung geht da gar nichts.
>
>> Und es ist ja auch nicht so, als seien die RAK
>> von dunklen Kraeften gemeuchelt worden,
> So hat niemand das gesagt, aber daß es genau so war, sollte Ihnen schon
> klar sein. Sie leiden doch sonst nicht unter mangelndem Durchblick.
>
>> sondern der Beschluss
>> bestand ja eher darin, einen unrettbaren Patienten nicht weiter
>> kuenstlich und mit hohem Aufwand am Leben zu erhalten.
> Wieso unrettar, wieso künstlich und wieso hoher Aufwand?
> Man hatte den Aufwand schon auf nahe Null gedrückt. Ich erinnere,
> daß ProgagonistInnen wie Frau Münnich ihre Reisekosten selber
> zu tragen hatten. Das gemeuchelte DBI stellte eine Infrastruktur für
> die Regelwerksarbeit, die zunächst ersatzlos entfiel: Bürokapazität,
> Reisekosten, Tagungsräume, personelle Beteiligung.
Diese Sichten muessen einander nicht widersprechen. Ich wollte nur
betonen, dass die RAK 2004 nicht wirklich ein lebendiges und zeit-
gemaesses Regelwerk waren, das aus reiner Willkuer abgewuergt wurde.
15 Jahre vorher sah es meinetwegen so aus, dass die fluktuierenden
Separatregelwerke und Praxisregeln zuegig in die RAK eingearbeitet
werden koennten, das ist dann aber nie erfolgt (z.B. fuer die
RAK-UW). Es gab zwar allerhand RAK-Mitteilungen und spaeter ein
paar Austauschlieferungen fuer den Regelwerksordner, davon ist
mir aber ausser der Einfuehrung des GMD nicht viel in Erinnerung
geblieben: Mag sein ein paar Aenderungen an Ansetzungsregeln oder
an den in EDV ohnehin nie umsetzbaren Sortierregeln, ergaenzte
Transliterationstabellen, allerhand Geschiebe an Nebeneintragungen
"unter" oder "mit" - das duerfte es schon gewesen sein.
Seit 1990 fand /Entwicklung/ eigentlich nur auf der "Arbeitsebene"
statt, viel ist bei den Normdateien passiert, viel bei der ZDB:
D.h. im Rahmen laufender Anwendungen hat man versucht, die
Anforderungen zu erkennen, fortzuentwickeln und umzusetzen. Obwohl
in den 1990er Jahren viel davon noch unter dem Dach des DBI
stattgefunden hat, ist die Rueckkopplung in die Regelwerke
offensichtlich nicht erfolgt, aus welchen Gruenden auch immer
(auch damals gab es Gremien, und jede Form von Entwicklung bei
Regeln oder Datenformaten wurde als Bedrohung der hohen
Investitionen in Verbund-Rechenzentren und Mitarbeiterschulungen
gesehen. Oder konnte erst dann angegangen werden, wenn die
seinerzeit aktuellen Aktivitaeten von Systemumstellungen oder RAK-
Einfuehrung oder Anbindung von noch mehr Bibliotheken zu einem
Abschluss gekommen seinen.) Aufgrund der foederalen Struktur
musste natuerlich jeder Verbund einen eigenen Stall von
Regelwerksspezialisten unterhalten, die natuerlich auch als
Multiplikatoren wirkten und fuer Schulungen einsetzbar waren,
das waren die wirklich hohen Kosten, die nach meiner Erinnerung
damals auch thematisiert wurden.
Jedenfalls war 2004 ein Punkt erreicht, wo nachvollziehbar der
Umstieg auf ein neues Regelwerk weniger aufwendig erschien als
das Nachholen der bekannten Defizite. Da man die fremden Regelwerke
allerdings im Detail gar nicht kannte (bzw. nicht einmal im
groben die dahinterstehende komplett andere Katalogisierungs-
tradition), musste man dafuer nur fest genug dran glauben, dass
die anderen Regelwerke keine Probleme hatten bzw. nur ueberwindbare.
Haetten wir also in den 1980er oder 1990ern schon viel mehr
Internationalisierung gehabt, waere uns einiges frueher klar
gewesen. Haben wir aber nicht, wir mussten u.a. erst abwarten,
dass das Internet erfunden wurde, bevor neben dem Delegations-
tourismus sich andere Kommunikations- und Informations-strukturen
bilden konnten.
viele Gruesse
Thomas Berger
Mehr Informationen über die Mailingliste Allegro