[Allegro] Anmerkungen zu i5=__

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Mo Mai 6 15:49:22 CEST 2013


Lieber Herr Eversberg,

>>> beugen mögen. Einmal mehr mit Horaz und Kant: sapere aude!

>> Dazu ist festzuhalten, dass der "simple OstWest-Code" seit ueber
>> 10 Jahren mitnichten mehr hinreichend ist fuer welche Zwecke auch
>> immer...

> Obwohl erstaunlich viele offenkundig ohne Unzufriedenheit andauernd damit
> arbeiten und
> nicht selten mit Versionen, die es wirklich noch nicht besser konnten. Sollen
> wir denen das Wasser abgraben indem wir eine Rückwärts-Inkompatibilität schaffen?

Ich bin sehr unzufrieden, dass ich mit a99 kein Copy & Paste veranstalten
kann, nicht einmal mit ganz harmlosen Texten, da "allegro" selbst den 1992
erfolgten Umstieg von CP 437 auf CP 850 als Codepage aller Rechner immer
noch nicht akzeptieren mag.

In der Summe hat allegro in den letzten 33 Jahren einiges an Inkompatibili-
taeten gebracht, wogegen ich hoechstens einzuwenden habe, dass einige
davon unangekuendigt, heimlich und sozusagen ausversehen stattgefunden haben
(z.B. waren irgendwann ploetzlich gewisse Zeichen nicht mehr als Kategorie-
folgezeichen moeglich, wehe den Datenbanken, wo die drin vorkamen). Und
es gibt dabei auch vieles, das einfach "von aussen" aufgezwungen wird,
ISBN'13s wurden eingefuehrt (Vorwaerts-Inkompatibilitaet), die 32-bit-
Versionen von SRCH und EXE aufgrund der Abschaffung der 16bit-Teilsysteme
in Windows (in der Mehrzahl der Faelle subtil rueckwaerts-inkompatible
Aufrufe).

Bezueglich Regelwerken, Datenformaten und sonstigen zu beruecksichtigenden
Standards sieht es nur oberflaechlich so aus, als sei da zuletzt in den
1970ern etwas fundamentales passiert und seit den diversen "Nikolaus"-
und anderen Beschluessen 2004 definitiv alles "eingefroren" worden. In
Wirklichkeit sind wir momentan in einem fast anarchischen Zustand, wo
sich niemand mehr leisten kann, das Erstarrte nach seinem Buchstaben
durchzuexerzieren und das Kommende noch nicht kodifiziert ist. Die
entscheidenden Anstoesse sind aber bereits erfolgt und werden von den
meisten Akteuren "pragmatisch" behandelt, d.h. in Orientierung an
bisherigen Standards und Kontakt zu den Nachbarn versucht man "das
Richtige" zu tun. Und dazu gehoeren z.B. originalschriftliche Katalogisierung,
Kataloganreicherung, "Interoperabilitaet" und insgesamt eine ganz bewusste
Oeffnung gegenueber bzw. Uebernahme von Ausserbibliothekarischen Standards
wie z.B. Unicode, "Identifiern" oder HTTP, XML, RDF.

Noch Anfang der 1990er Jahre war "Katalogisierung mit dem PC" die Fortsetzung
der Schreibmaschine mit anderen Mitteln (da gab es einen gewaltigen
technologischen Nachholbedarf, weil wegen der starken Kartons und der vielen
Durchschlaege der in allgemeinen Bueroumgebungen bereits erfolgte Umstieg
von mechanischen auf elektrische Schreibmaschinen nicht hatte nachvollzogen
werden koennen) und wer das heute noch genau so will, kommt natuerlich
mit den Ansaetzen von 1993 prima klar und braucht nur ab und zu kleinere
Anpassungen der Software (Y2k, ISBN-13, 64bit, neue Druckermodelle).
Aber sollten wir wirklich unterstellen, dass das Verstaendnis von Katalogi-
sierung und die Beduerfnisse ausgerechnet der allegro-Anwender sich in
den letzten 20 Jahren ueberhaupt nicht geaendert haben? Und dass sie
also (die Kritik gab es bereits vor 15 Jahren in Hinblick auf andere Produkte
und hat bis heute kaum nachgelassen) von ihrer Software, der Innovations-
traegheit der Hersteller und einem der Mediokritaet Vorschub leistenden
Korpsgeist in einem Sumpf gehalten werden, den sie individuell schon
lange hinter sich gelassen haben?

viele Gruesse
Thomas Berger






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