AW: AW: [Allegro] win-alf: mahnungen (erneuter ansatz zu einemproblem) (OT)

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Di Nov 24 13:10:39 CET 2009


Thomas Fischer schrieb:
> 
> meine Bemerkung bezog sich in diesem Fall eigentlich nur auf die
> "Erstkläßler": nicht alles was in neuer Rechtschreibung mit "ss" geschrieben
> wird sollte in alter Rechtschreibung mit "ß" geschrieben werden.
> Hat Ihr Textsystem da einen Automatismus eingebaut (s/ss/ß/g)?
> 
Was ss angeht, können Sie sich hier weiterführend informieren:
   http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6675
und auch hier:
   http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~ma8/eszet.html
(Es tut nichts zur Sache, aber ich benutze keine sog. Rechtschreibprüfung.)
Nur zur Vollständigkeit:
"Erstkläßler" ist die einstmals allein als korrekt geltende
Schreibung. (An der Silbenfuge und am Wortende nie ss, sondern stets ß,
das war die einfache Regel, die keine Ausnahme kannte - sehr im
Gegensatz zur neuen, die zu mehr neuen Fehlern führt als jede andere.)

> 
>> und die Reform 
>> hat nun gerade in dem Punkt negativ gewirkt, das kann keiner 
>> ernsthaft bestreiten.
> 
> da bin ich hingegen mir nicht so sicher. Und da ich auch schon mit
> Rechtschreibung gekämpft habe (radfahren/Auto fahren etc.), wäre mir eine
> Vereinfach auch für das Schreiben schon recht.
> Dass einige neu und andere alt schreiben trägt zur Verständlichkeit
> natürlich auch nicht bei, aber vielleicht ja zu einer allgemeinen
> Toleranz... :-)
> 
Es gibt eben nicht "alt" und "neu", sondern "neu" gibt es in mehreren
Spielarten, und vieles in der einen bzw. anderen ist mutwillig vom
Zaun gebrochen und schafft neue Probleme, die nicht hätten sein müssen.
Das Radfahren war natürlich eine unnötige Spitzfindigkeit des alten
Duden, aber solche gab es nicht so viele, daß deswegen eine Reform
nötig gewesen wäre, die mehr Probleme schafft als sie löst.
Ich toleriere im übrigen neue Schreibweisen. Jeder hat das
verfassungsrechtlich festgestellte Recht (Urteil von '98), so zu
schreiben. Nur hat jeder ebenso das Recht, nicht so zu schreiben.
Die Verfassungsrichter haben ja gesagt, daß die Kultusminister nur den
Schulen gegenüber weisungsbefugt sind, niemandem sonst.
Die KuMis haben im übrigen längst erkannt und schon mal sogar zugegeben,
daß die Sache ein Fehler war und nur aus Staatsräson (!) nicht
zurückgenommen wurde. In Wahrheit wohl auch aus Furcht vor Regressionen,
weil es ja in der Wirtschaft hohe Umstellungskosten gegeben hat...

Kurz: die alte Orthographie mag ihre Schwierigkeiten gehabt haben, die
neue aber ist überhaupt nicht lernbar, das ist vielfach belegt - schon
weil es *die* neue Schreibung ja gar nicht gibt. Ich sehe nicht ein, daß
man einen solchen Skandal nicht mehr beim Namen nennt oder gar verharmlost.


B.E.



Mehr Informationen über die Mailingliste Allegro