[Allegro] Ist der Ruf von allegro "antiquiert"? Pamphlet Numero ZWEI

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Sa Jun 16 16:53:32 CEST 2007


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Lieber Herr Lehmann, liebe Liste,

> IHR begreift NICHT, daß die wirklichkeit EUCH überholt. 
> die Wirklickeit da draussen, interessiert sich NICHT für die EUREN
> kleinen und großen probleme, die WIR anlässlich der beiden Pamphlete
> meinerseits diskutiert haben. In der Schule würde man sagen: Thema
> verfehlt. Sechs. Setzen.
> 
> Wenn nicht vernünftiges Marketing gemacht wird, dann schliesst diese
> Liste, wenn der letzte aktive Nutzer in Rente/Pension gegangen ist,
> besser gegangen sein wird.

Ich sehe die Verantwortung aller darin, die Entwicklungsrichtung
von allegro (mit-)zusteuern, Personen mit eher technischem Wissen
steuern vielleicht etwas lauter, andere liefern dafuer den un-
verzichtbaren Input, mit dem sich Anspruch und Wirklichkeit ver-
gleichen lassen.

Vor zehn Jahren war allegro m.E. in einer komfortableren Position
als heute, es war in vielen Aspekten besser als andere Software
auf dem Markt und das war auch ziemlich allgemein bekannt (das
duerfte uebrigens das beste zu erwartende Resulat eines "Marketing"
sein, passierte aber nicht durch Trommeln, sondern es sprach sich
einfach herum). Dieser Vorsprung ist stark abgeschmolzen und die
Gefahr, durch falschen Einsatz knapper Entwicklungsressourcen in
Zukunft mit einem nur noch durchschnittlichen "Produkt" geschlagen
zu sein, ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Erfolgsgeschichte von allegro hat ihre Wurzeln vermutlich in
der gegenseitigen Befruchtung von Produkt und Anwendern: Jede(r)
Anwender war urspruenglich ein Technik-Freak (das lag einfach an
der Zeit, die Nicht-Freaks hatten damals noch keine Computer),
jedes Erfolgserlebnis, xy realisiert haben zu koennen, fuehrte
zu einer staerkeren Bindung, jeder Misserfolg wurde (etwas war
nicht realisierbar) wurde seitens der Entwicklungsabteilung durch
eine Programmverbesserung geheilt. Es gab und gibt eine mindestens
zweistellige Anzahl von Personen, deren Arbeitswirklichkeit durch
die Auseinandersetzung mit allegro sich gluecklich veraendert hat
(die also Systembibliothekar oder Systemadministrator wurden, wo sie
eigentlich als lebenslaenglich Dipl.Bibl. eingestellt worden waren).
Das Engagement dieser Personen ist auch heute noch der Ausgangspunkt
vieler Enwicklungen im allegro-Bereich, weil es i.A. aber keinerlei
materielle Wurzeln hat, haengt es stark an der Selbsteinschaetzung
der Beteiligten, ob das eigene Tun noch der Muehe wert ist.
[Zugegebenermassen mag ein Beharren an allegro auch manchmal Selbst-
schutz sein: Mit einem anderen Bibliothekssystem waere man das
eigenverantwortliche Handeln ploetzlich los und waere nur noch
derjenige, der staendig den technischen Support des Herstellers
anrufen muss]

An dieser Stelle "funktioniert" (und das war vor 15 Jahren nicht
anders) allegro exakt wie die erfolgreicheren OpenSource-Projekte,
der "Community-driven" gilt ja stellenweise sogar als Vorteil
gegenueber einer empfundenen Unbeweglichkeit bzw. Langsamkeit
von Hersteller-gesteuerten Entwicklungen.

Ich moechte folgendes behaupten:

- - Diese Community (bzw. v.a. die Art, wie sie funktioniert, und
  dazu gehoeren auch Aspekte von Glaubwuerdigkeit, wie etwa wenn
  man das B-Wort benutzt oder ueber zukuenftige Entwicklungen
  spekuliert, auch wenn nach Ansicht einiger die Reihen zu
  schliessen oder Marketing zu betreiben sei) ist das "Kapital" von
  allegro

- - Natuerlich sollte man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen,
  das "Marketing" von OpenSource- und vergleichbaren Produkten
  erfolgt aber m.W. weitgehend auf anderen Wegen als das von eher
  konventionellen Produkten (und das alles kann koexistieren bzw.
  sogar erfolgreich wechselwirken, vgl. z.B. die kommerziellen
  Linux-Distributionen, die das den Anwendern abgenommene Geld ja
  benutzen, um angestellte Entwickler zu bezahlen, die wiederum den
  freien Teil von Linux fortentwickeln)

- - allegro (plus Zusatzprogrammierungen) "kann" immer noch alles,
  allerdings ist dies ein anderes "Koennen" als in der Vergangenheit,
  wo fuer jedes irgenwann einmal thematisierte Problem eine (fast
  funktionierende) Demo-Loesung in der Standarddistribution bereits
  enthalten war. Und fuer dieses Problem halte ich die in den letzten
  Tagen entstandene Diskussion um die "Struktur" von allegro fuer
  essentiell.

viele Gruesse
Thomas Berger
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