AW: [Allegro] Ist der Ruf von allegro"merkwürdig?

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Do Jun 14 11:06:55 CEST 2007


Ein guter allegro-Kenner hat mir ein paar Aussagen direkt zugesandt, in
der Befürchtung, manches könne allzu streng wirken. Aber es ist auch
nicht hilfreich, mit Dingen hinter dem Berge zu halten, an denen was
dran ist, denn wir wollen natürlich, wo immer möglich, Verbesserungen
erreichen.
Deshalb zitiere ich hier, was mir wichtig erscheint, und antworte
darauf:

> 1) Es ist alles anders  ...
> Ich weigere micht immer noch, A99 
> als ein Windowsprogramm zu bezeichnen. Nichts, was man mal im Umgang mit Windows-
> Anwendungen gelernt hat, hilft einem, sich zurecht zu finden.
 > ...
Wirklich nichts?
> Mein Unmut steigert sich regelmaessig, wenn dann noch das Enttaeuschen jeglicher 
> Analogieerwartung fast schon zum Programm erhoben -- oder zumindest als unausweichlich 
> dargestellt wird. Anwender rechnen mit Analogien und ich denke ein Programmierer ist gut 
> beraten, wenn er seine Programme so schreibt, dass sie diesen Erwartungen soweit es eben 
> geht, entgegenkommen.
> 
Hm, ich dachte eigentlich doch, daß wir nicht mutwillig kontraintuitive
Dinge vom Zaun gebrochen hätten, die nicht sachlich begründbar wären.
Aber wenn man uns konkrete Beispiele nennt, können wir Verbesserungen
anstreben. Hier und da ist immer mal was in der Richtung geschehen, aber
wohl noch nicht genug. Wir erheben Kontra-Analogie natürlich nicht
zum Programm, sondern geben unbeschönigt zu, wo wir sie für unumgänglich
halten. Weitestgehende Analogie stößt auch nicht zuletzt an Grenzen der
Machbarkeit, das ist dem Anwender aber nicht leicht zu vermitteln.
Und schließlich hängt manches Kuriosum auch damit zusammen, daß wir über
viele Jahre bis heute die Abwärtskompatitilität hochgehalten haben.
Bibliothekssysteme sind und bleiben aber ein komplexes Feld, das mit
anderen schwer vergleichbar ist, daher ist das Potential von Analogien
sowieso begrenzt. Was machbar ist, soll gleichwohl geschehen.

> 2) Die Sprachen sind bei aller Leistungsfaehigkeit ein Graus
> Dies ist eigentlich die Fortsetzung von Punkt 1) auf der Ebene des Administrators. Egal, welche 
> Sprachen man auch gelernt hat, man kann nichts davon gebrauchen, um sich in den ganzen Zoo 
> von allegro-Sprachen einzuarbeiten.
> ...spaetestens FLEX war aber ein Suendenfall. Hier haette man 
> entweder eine komplette fertige Sprache einbinden koennen (mit allegro-spezifischen 
> Erweiterungen) oder zumindest schon seit Jahrzehnten gaengige Sprachkonstrukte wie 
> Kontrollstrukturen, Namensraeume usw. einbauen koennen.
Das sagt sich leicht. Welche fertige Sprache? Es gibt ja eine ganze
Reihe von Funktionen, die zwangsläufig sehr spezifisch sind. Eine
fertige Sprache hätte demzufolge irgendeine Art von Aufbohrung nötig.
Die Performanz könnte sich, da bin ich ganz sicher, mit FLEX nicht
messen. Aber OK, dann kauft man einen schnelleren Rechner.
Trotzdem weiß ich wirklich nicht, welche fertige Sprache tatsächlich zum
Einsatz kommen könnte. Sonst hätte ich sie ja genommen...
FLEX hat zudem inzwischen die Notwendigkeit der Export- und nun auch
der Importsprache zurückgedrängt, die ja noch exotischer sind.
Alle mitgelieferten FLEXe sind sorgfältig kommentiert und können
oftmals als Vorlagen zum Modifizieren dienen, um ähnlich gelagerte
Aufgaben zu lösen.

> 3) Viele Komponenten fehlen oder werden stiefmuetterlich behandelt.
> Ich habe es selbst erlebt, als ich noch intensiv versucht habe, Bibliotheken fuer Allegro zu 
> gewinnen. Da kam dann gleich die Frage nach Ausleihe, Erwerbung und Zeitschriftenverwaltung.
> Ich selbst habe damals mal versucht, order fuer eine Datenbank nach dem M-Schema 
> einzurichten, habe aber irgendwann aufgegeben.
> 
Die FLEX-Realisierung von aLF und ORDER ist aber, so denke ich
jedenfalls, schon ein gutes Stück weniger komplex als die DOS-Version,
und lokalen Anpassungen leichter zugänglich. Die Probleme mit Umstellung
auf anderes Schema könnte man vermutlich durch andere Sprachen aber auch
nicht so leicht lösen. Was als "stiefmütterliche Behandlung" erscheinen
mag, ist natürlich auf mangelnde zeitliche Ressourcen zurückzuführen.
Vielleicht sollten wir doch mal einen radikalen Schnitt machen und eine
V29 bringen, die nicht mehr kompatibel ist und intern nur noch 1 Format
kennt. Aber welches? (Sagen Sie nicht XML, das ist eine andere Ebene.)


> In einer anderen Institution habe ich vor nicht allzu langer Zeit sogar noch ein ganz neues Projekt 
> mit allegro realisiert, dann aber mit avanti, wo es noch die besten Moeglichkeiten gibt, vielen der 
> allegro-Merkwuerdigkeiten aus dem Weg zu gehen.
> 
Immerhin kann man dabei vieles mit Perl oder PHP einrichten, mit
richtigen Programmiersprachen also. Das sehen wir schon auch als
Vorteil.

MfG B.E.





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