AW: [Allegro] Ist der Ruf von allegro"merkwürdig?
Andreas Wolf
andreas.wolf.consulting at debitel.net
Do Jun 14 00:14:58 CEST 2007
Hallo zusammen,
als selbständiger sogenannter allegrologe, der dazu noch einen großen Teil
seines Lebensunterhaltes durch allegro verdient, darf ich einige Anmerkungen
der bestehenden Diskussion hinzufügen:
1. allegro im Bereich WB, also a99.exe/avanti, ist das geeignete Instrument
insbesondere sehr spezielle Datenbanken in relativ kurzer Zeit und
einigermassen kostengünstig zu verwirklichen. Meine eigenen Beispiele wie
der Index Theolgicus, die Caritasdokumentationen, die Rheinland-Pfälzische
Bibliographie, die Kriminologiche Datenbank usw. stehen hierfür. Allegro als
Instrument für Standarddatenbankanwendung ist dabei möglich, muß aber
flexibel erst einmal erstellt werden (ich habe z.B. gleichzeitig
Paramtrierungen inkl. Import/Export und Web-OPAC in PICA und MAB2 erstellt).
Und niemand, auch nicht die verschrobensten EDVler, können dieses Bild von
allegro als DIE Datenbank für spezielle Anwendungen verbiegen.
Ich habe immer wieder mal die Gelegenheit in Konkurrenz mit den Mitbewerbern
wie Libero, Bibliotheca, Fleischmann, Bibdia usw. anzutreten und amüsiere
mich doch mitunter sehr.
Denn diese Mitbewerber können eine Datenbank von der Stange anbieten, aber
NIEMALS eine spezielle Anwendung.
2. allegro für ÖBs, also die Variante aus Lüneburg mit der doch sehr
schönen, narrensicheren Web-Oberfläche ist in Norddeutschland ja wohl ein
echter Mitbewerber zu ... und (kommt Zeit kommt Rat, besser allegro)
irgendwann wird dies auch in Südeutschland so sein. Ich arbeite daran.
3. Nun ist das Bild, das allegro in der Bibliotheksöffentlichkeit abgibt,
tatsächlich nicht das allerbeste und dies hat Ursachen:
A. Ich hatte für die UB Freiburg Mitte der 90er Jahre den kompletten
Institutsbibliotheksbestand mit allegro für DOS aufgelegt, auch im Netz. Nur
kam, aber wir sollten deswegen jetzt nicht gross jammern, sowohl die
Windows-, als auch die Web-Version VIEL zu spät. Allegro hatte damals es
nicht geschafft mit der zeitweise rasanten Entwicklung und den grösser
werdenden Forderungen insbesondere der grossen Bibliotheken Schritt zu
halten. Und so ist in den grossen Bibliotheken nun Aleph oder PICA
installiert. Schade..., denn ich habe mittlerweile bereits einigen
Bibliotheken demonstriert, daß eine Web-Lösung mit allegro schneller,
flexibler und einfacher zu machen ist als mit ... oder wie auch immer die
eingesetzte Software heissen mag.
B. Und da gibt es die SOGENANNTEN EDV-Spezialisten oder besser
Systemadministratoren. Womöglich mit dem 'Dipl.' oder 'moderner' mit Master
oder gar Bachelor (gähn) vornedran (und ich meine NICHT die Dipl.Phys. oder
Dipl. Math. der alten Schule), frisch aus den Fachhochschulen... . Tja und
was lernt man dort: das Programmieren mit C und natürlich der heiligen Kuh,
dem langsamen SQL und natürlich ist Linux 'in' und Windows 'out'. Allegro
aber ist kein SQL, keine relationale Datenbank (Vorteile dieser
'Relationalen' kenne ich nicht wirklich) und läuft unter dem uralten DOS
(Frage: welcher Absolvent einer Fachhochschule weiss, daß letztlich auch
Windows ein Konsolenprogramm ist ? Und hat die CMD-Box, besser bekannt als
DOS-Box schon mal gesehen ? Die wenigsten vermutlich.) und unter Windows
(ich weiss, auch als avanti unter Unix).
Sprich: es nicht zu erwarten, daß diese sogenannten Administratoren eine
ihnen wesensfremde Software einzusetzen empfehlen. Es muss Ihnen schlicht
bewiesen werden. Das geht, ist aber überaus anstrengend.
C. Und da gibt es noch die Verbundsbibliotheken, die mit einem ungeheuren
Personalaufwand den angeschlossenen Bibliotheken vermeintlich die Sorge um
ihre Software aus der Hand nehmen und sich um alles kümmern. Letztlich aber
ebnen diese Verbundsbibliotheken jede Besonderheit der einzelnen
Bibliotheken auf die Seite, durchaus zum Ärger und Unwillen sowohl der
Biblioheksangestellten als auch der Bibliotheksbenutzer. Flexibilität ist
bei diesen in der Regel, ausdrücklich möchte ich den SWB hierbei von der
Kritik ausnehmen, ein Fremdwort. Aber die eingesetzte, teure Software ist
natürlich die allerbeste. Auch wenn man für jeden Programmierbedarf in
Holland, Israel oder Australien anfragen muss.
Aber auch hier sehe ich, daß sich die Zeiten ändern könnten. Teure
Teilnahmebedingungen und Unflexibilität sind auf Dauer nicht zu ertragen.
4. allegro hat aber ein echtes Manko: Ich bekomme bisweilen Ausschreibungen
für ein Bibliothekssoftware zugesandt mit der Bitte ein Angebot zu
erstellen. Nun sind diese Leistungsverzeichnisse mittlerweile so umfangreich
und gehen bis in die kleinsten Details, daß ich bislang mit einer allegro
Lösung leider nicht antworten konnte.
Es fehlen (fehlten bislang) z.B. eine ordentliche Ausleihe, eine
Zeitschriftenverwaltung mit Umlauf, die Einbindung eines echtes Printsystems
(um z.B. auch Etiketten auf beliebige Formate drucken zu können), die frei
gestaltbare Oberfläche (das Thema hatten wir auf der letzten Tagung), die
echte Unterstützung von Unicode usw. (werde bei Gelegenheit mal eines der
umfangreichsten Leistungsverzeichnisse auswerten und mit dem in allegro
Machbaren vergleichen).
Aber Braunschweig arbeitet ja daran.
Soweit. Ich persönlich setze darauf, spezialisierte Datenbanken mit allegro
zu gestalten, den Nutzern exakt das Format anzubieten, das diese
möchten/brauchen/wünschen/gewohnt sind (so was wie ein Neutralformat brauche
ich entsprechend nicht) und bin gleichzeitig mit dem mir naheliegenden
Verbund, dem SWB, eine Art Partnerschaft eingegangen. Allegro und ein
Verbund müssen sich nicht widersprechen.
Soweit zum Donnerstag.
Ihr
Andreas Wolf
Consulting für Informationstechnologie und Datenbankmanagement
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