Feldbezeichnungen normieren?

Thomas Berger ThB at gymel.com
Fr Jan 17 18:51:57 CET 2003


Lieber Herr Eversberg, liebe Liste,

> Ein wichtiger Grund ist der, dass man mit knappen Labels den wahren Sachverhalt
> nur unvollkommen kennzeichnen kann und dass sie nicht fuer jeden Zweck taugen.
> Wohl auch deshalb haben sich die Muennich-Labels nicht so ins Bewusstsein
> eingeschlichen. Zwar sind alle XML-Freunde auf Text-Labels eingeschworen, aber
> fuer unsere Zwecke (ueberall sonst mag es anders sein) sind Nummern das
> Effektivste. Sie sind zudem sprachneutral.
> So ist es auch in der MARC-Welt: Standardisierte Labels fuer OPACs gibt es bis
> heute nicht. Die Sprache der Katalogisierer ist dort durchsetzt von MARC-Nummern.
> Das wird sich wohl nicht aendern, denn es hat eine konkurrenzlose Effizienz.

Die Library of Congress verfolgt hier mehrere Ansaetze:

solche mit MARC-Nummern, naemlich

a) das MARCXML Schema, das kurz und schmerzlos nur die Struktur der
Daten 
   kenntlich macht, also etwa 
...
    <datafield tag="245" ind1="1" ind2="0">
      <subfield code="a">Arithmetic /</subfield>
      <subfield code="c">Carl Sandburg ; illustrated as an anamorphic
adventure by Ted Rand.</subfield>
    </datafield>
...

und 
b) die aus alten SGML-Ansaetzen entstammende MARC XML DTD, wo jedes Feld
   und Unterfeld einen eigenen Namen hat:

...
    <mrcb245 i1="i1-1" i2="i2-0">
       <mrcb245-a>Arithmetic /<mrcb245-a>
       <mrcb245-c>Carl Sandburg ; illustrated as an anamorphic adventure
by Ted Rand.<mrcb245-c>
    </mrcb245>
...


zum anderen das "Metadata Object Description Schema" (MODS):
>>>
is intended to be able to carry selected data from existing MARC 21
records
as well as to enable the creation of original resource description
records.
It includes a subset of MARC fields and uses language-based tags rather
than numeric ones, [...]
<<<

http://www.loc.gov/standards/mods/

etwa mit:
...
	<titleInfo>
		<title>Sound and fury : the making of the punditocracy /</title>
	</titleInfo>
...
	<note type="statement of responsibility">Eric Alterman.</note>
...

Aber auch hier scheint die Zurueckuebersetzbarkeit in Feldnummern
vorhanden zu sein (anders als etwa bei DC, wenn ich mich nicht irre).


> Fuer den OPAC gibt es noch immer die energischen Verfechter der ISBD, die ja
> bewusst ohne Labels auskommt, gerade auch wegen der Sprachunabhaengigkeit.

Eine endliche Menge von Benennungen sollte sich in abschaetzbarer
Zeit in eine endliche Menge von Sprachen uebersetzen lassen (und
ein korrekt eingestellter Browser teilt dem Server ja mit, welche
Sprachen der Benutzer bevorzugt spricht). Das Problem sehe ich
eher darin, dass die Feldnummern (Allegro, MAB, MARC, whatever)
und die Konzepte in den Regelwerken (RAK, AACR, LCRI, whatever)
nicht unbedingt kongruent sind und wie bei einer Klassifikation
ein "Label" auf einen Sachverhalt zwar anspielen kann, die 
Definition aber nicht ersetzt. Insofern ist ein Einblenden von
"Labels" statt Feldnummern eine doppelte Inkongruenz statt
einer einfachen (wenn man brutal die Feldnummern im OPAC zeigt).
In der Praxis wird man aber bewusst eine dritte Inkongruenzebene
inkauf nehmen, indem man naemlich Labels benutzt, die auch die 
Benutzer verstehen...

Meine Einschaetzung amerikanischer OPACs ist, dass hier noch haeufiger
als bei deutschen in der Anzeige mit Feldern gearbeitet wird.
Hierzulande
scheint die Tendenz hierzu ebenfalls zu steigen, was evtl. mit dem
steigenden Anteil auslaendischer Software zu tun hat (sollte das nicht
erst durch die AACR-Einfuehrung moeglich werden?). Beim Lesen der
AUTOCAT-Liste habe ich den Eindruck bekommen, dass (zumindest von den
Bibliothekaren) ISBD-Anzeigen vermisst werden, die Systemhersteller
aber irgendwie nicht bereit oder in der Lage sind, diese zu liefern. 
In Deutschland ist die Argumentation vermutlich eher, dass die Benutzer
das so wollen, sonst haetten die amerikanischen Vorbenutzer der
Software das bestimmt durchgesetzt...

viele Gruesse
Thomas Berger




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