Verweisungen

Thomas Berger ThB at gymel.com
Sa Mai 12 14:21:02 CEST 2001


Lieber Herr Fischer,

> Ich möchte meine Datenbank so einrichten, daß bei der Suche automatisch
> Verweise ausgeführt werden, konkret, daß z.B. bei der Suche nach "Othello"
> automatisch alles gefunden wird, was "Shakespeare" enthält (klingt komisch,
> ist bei uns aber sinnvoll weil wir keine Einzelwerke aufnehmen). Ich dachte
> dazu an eine Art Stammsatz, in dem diese Werke stehen, und eine Verweisung
> auf Shakespeare.

Knackpunkt koennte hier werden, ob Sie im Satz "Shakespeare" alle
Verweisungen aufnehmen oder mit separaten Verweisungssaetzen arbeiten
moechten.

 
> Ein ähnliches Problem wäre, eine Datenbank so einzurichten, daß bei der
> Suche nach "Peter Panter" automatisch alle Werke von Tucholsky gefunden
> werden.
> 
> Ich denke, daß das sicher schon jemand effizient gelöst hat, und wollte
> darum hier um Hinweise bitten, bevor ich irgendwelche Räder neu erfinde.

Ich mache das normalerweise mit S/R-Schluesseln und erweiterter Suche.
Voraussetzungen dabei sind: 
Sie arbeiten mit v14-Verknuepfungen
und 
 - Ihre Indexparamter operieren mit i4=5
 - oder mit Duplikaten der Verknuepfungsschluessel in
"Schattenkategorien", 
   die mittels PV oder beim Erzeugen des OPAC generiert werden
Dies stellt dann sicher, dass Titel bei der Indexierung S/R-Schluessel
auf die Stammsaetze setzen koennen.
Ausserdem muessen Sie akzeptieren, dass avanti bei &-Suchen mit den
Rechercheergebnissen durcheinandergeraet, d.h. Sie haben manche
Treffer mehrfach in der Ergebnismenge.

Katalogtechnisch ist die Angelegenheit moeglicherweise etwas
fragwuerdig, 
weil die siehe-Verweise bei Personen ja die von dieser Person bzw. ihren 
(evtl. auslaendischen) Verlegern benutzten Namensformen sind und nicht 
eindeutig, wie man es von siehe-Verweisen in einem Thesaurus annehmen
wuerde
(und bei Thesauri steht man vor dem Problem, ob man siehe-auch-Verweise 
ueberhaupt in solch einen Mechanismus einbeziehen sollte).
Virulent wird dies bei den Abkuerzungen von Koerperschaften und - um bei 
Ihrem Beispiel zu bleiben - es steht zu vermuten, dass jeder
drittklassige 
Glossenschreiber der letzten 50 Jahre originellerweise einmal einen
Beitrag 
als "Peter Panter" lanciert hat.

Wenn der Verknuepfungsgrad hoch ist und viele Verweise existieren,
ist folgende Methode vielleicht angebrachter, die ich im Zusammenhang
mit Systematiken oft eingesetzt habe: Hier soll ein Benutzer durch
Eingabe eines Verbalbegriffs moeglichst ohne Umwege zur Literatur
kommen, auch wenn in den Titelsaetzen nur die Notationen einer
Systematik stehen (typischerweise unverknuepft, da Signatur oder
weil Verbund-Daten).

Die Loesung ist hier etwa folgende:
Die Recherche wird vom System in einem Register durchgefuehrt, wo
die verbalen Zugaenge zur Systematik realisiert sind, guenstigstenfalls
als elaboriertes Verweisungssystem von kontrollierten Deskriptoren,
schlimmstenfalls als Totalverstichwortung der zur Systematik vorhandenen
Textinformation.
- Gibt es keinen Treffer, wird auf hierarchische Navigation in der
  Systematik umgeschaltet
- Gibt es genau einen Treffer (Unter Ansetzung oder Verweis), so wird
  aus dem Datensatz (in der Praxis: seiner Kurztitelzeile) die
zugehoerige
  Notation geklaubt und automatisch ein zweiter Avanti-Job mit einer
  Titelrecherche im Notationenregister ausgefuehrt
- Gibt es mehr als einen Treffer, so werden die Benutzer die gefundenen
  Datensaetze in einer Kurzdarstellung praesentiert (damit der
begriffliche
  Kontext klar wird, bei Personen etwa waere auch individualisierende
  Zusatzinformation denkbar) und der Benutzer muss durch Klicken
entscheiden,
  fuer welchen der Treffer eine Notationensuche durchgefuehrt werden
soll.

Dieses zweite Verfahren halte ich fuer zukunftstraechtiger, es passt
auch
eher zum Bild des "muendigen Benutzers", indem es die Einzelschritte der
Suche transparent macht. Es ist aber bereits ein Verfahren, das m.W.
jenseits der Adaptionsmoeglichkeiten von virtuellen Katalogen oder
Z39.50-
Abfragen liegt.

Allegro-konformer waere auch folgende Abwandlung, gerade in Registern,
wo Mischungen aus Stamm- und Titelsaetzen indexiert sind (und eine
Restriktion dazwischen unterscheidet):

- Ergibt die Recherche nur Titeleintraege, zeige diese
- Ergibt die Recherche exakt einen Stammsatz, extrahiere die
  Ansetzungsform und recherchiere neu
- Ergibt die Recherche ein Ergebnis mit mindestens einem Stammsatz,
  so zeige einen Registerausschnitt (evtl. mit eingeschalteter
  Stammsatzrestriktion, das haengt wie so oft davon ab, ob 100%
  mit Stammsaetzen gearbeitet wird oder nur sporadisch).

Die beiden letzten Verfahren, die ja eine eingebaute Bremse haben, damit
der Benutzer sich in manchen Faellen zwischen Alternativen entscheiden
kann, gelten so zunaechst einmal nur fuer Suchen mit nur einem
Suchbegriff.
Geht man von einem Suchformular mit mehreren Feldern aus, muesste also
durch eine Folge von Einzelrecherchen zunaechst einmal bestimmt werden,
ob die Suchbegriffe so akzeptiert werden koennen oder ob der Benutzer
um Klaerung gebeten wird, erst dann wird die so modifizierte kombinierte
Recherche ausgeloest.

viele Gruesse
Thomas Berger




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