Bedienung Presto-W (war Re: bei glaser zerbrochene Augen (end

Dierk Hoeppner HO at buch.biblio.etc.tu-bs.de
Do Dez 12 10:25:03 CET 1996


Eine interessante Bemerkung von Herrn Glaser:
 
> Sparversion:
> hffntlchwrddbdnngdwndwsvrsnbldsgnlnfchwddsvrsn
> 
> etwas deutlicher:
> hffntlch wrd d bdnng d wndwsvrsn bld s gnl nfch w d dsvrsn

Ich hatte schon des oefteren Gelegenheit auf Anwendertreffen oder in 
Telefongespraechen dieses Thema zu diskutieren. Die Fraktion der 
begeisterten Windows-Anhaenger waechst. Viele von denen glauben tatsaechlich, 
dass Windows die Bedienung eines Programms vereinfache. So pauschal wie 
hier wiedergegeben wird die Meinung auch tatsaechlich vertreten. Wenn man 
genauer nachbohrt und das Thema Datenerfassung zur Sprache bringt, kommen 
manche ins Gruebeln. Gerade 'Einzelkaempfer-Bibliotheken' (OPL) koennen oft 
nicht Fremddaten aus Verbundpools nutzen und sind auf manuelle Erfassung 
angewiesen. Aus Bibliotheken mit ganz spezieller Literatur trifft es 
ebenfalls zu. Da sollte man meinen, diese Leute moechten ihre Daten so 
schnelle wie moeglich erfassen, damit sie sich wichtigeren Dingen widmen 
koennen. Ein schneller DOS-Editor kommt dem am ehesten entgegen. Bei 
Windows hingegen, und das ist systemimmanent und keine Erfindung von mir, 
ist man zu 'unproduktiven' Taetigeiten verdammt: Fenster wollen verschoben 
oder in der Groesse veraendert werden. Das geht teilweise nur mit der Maus. 
(Es gibt kein standardmaessiges Tastenkuerzel, um ein Fenster ganz gross oder 
zu einem Icon werden zu lassen). Ein Umgreifen zur Maus ist notwendig und 
ein Hinsehen. Der versierte DOS-Tipper, der vielleicht auch noch blind 
schreiben kann, schafft in dieser Zeit einige Silben.

Wir koennen uns nun einige Tricks ausdenken, um Windows auszuhebeln. Das 
verwirrt dann aber Neueinsteiger, die sich auf eine bestimmte Bedienung 
verlassen. Es gibt von Microsoft Richtlinien, wie die Bedienung eines 
Windows-Programms auszusehen hat, sogenannte Style-Guides. Daran werden 
wir uns halten, denn wenn Windows, dann moeglichst korrekt. Sonst sind die 
Vorteile, die eine solche Oberflaeche hat, dahin. Und an den Fenstern 
kommen wir nicht vorbei. Da helfen keine genialen Programmiertricks.

Bei vielen Entscheidungstraegern in Behoerden und Verwaltungen geistert das
Vorurteil herum Windows = Ergonomie. Aufgrund dieser Einstellungen wird
manchmal schon der Einsatz von grafischen Oberflaechen vorgeschrieben.
(Ich kann zumindest ein Beispiel nennen, wo OS/2 stadtweit durchgesetzt
werden soll.) Ein Programm, das unter dieser Oberflaeche nicht
funktioniert, wird nicht angeschafft. Das ist schon haeufig ein k.o. 
Kriterium.

Pech auch fuer Behinderte. Wer mit seiner Motorik Schwierigkeiten hat, wird
mit der Maus nur Zufallstreffer erzielen. Eine Taste ist leichter zu
treffen. Sehbehinderte kommen neuerdings vielleicht mit den Hilfen, die
Win 95 bietet zurecht. Ob das wirklich funktioniert ist mir nicht bekannt.
Ganz gekniffen sind aber Blinde. Fuer die gibt es meines Wissens noch keine
Moeglichkeit, einen grafischen Bildschirm 'anzusehen'. Fuer DOS-Bildschirme
gibt es Hilfsmittel, die ganz gut funktionieren. Deshalb koennen auch
etliche Blinde auf dem Sektor Datenerfassung arbeiten. Aber was tun die, 
wenn es nur Win95 sein soll bzw. es nur noch Programme gibt, die unter 
einer grafischen Benutzeroberflaeche funktionieren? Wegrationalisieren? 
Liegt ja im Trend. Ein OPAC unter Windows in einer oeffentlichen Bibliothek 
kann auch nur noch von 'normalen' Menschen bedient werden. 

Viele Gruesse

Dierk Hoeppner

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