Zeichensatz

[Bernhard Eversberg]

Kollege Allers schreibt, auf irritierte Zuschriften antwortend,

> 
> Und es gibt Postsysteme, die mit diesen erweiterten Moeglichkeiten 
> eines komfortableren schriftlichen Austausches umgehen koennen, und 
> solche, die das nicht koennen.
> 
Eben weil das so ist, und weil vorerst nicht jeder den neuesten 
Pegasus zu Diensten hat, und weil es selbst dann offensichtlich nicht 
unbedingt klappt, muessen wir uns, und zwar sine ira et studio, 
pragmatisch verhalten. 
Zuallererst wollen wir doch, wenn wir e-mailen, anderen etwas 
mitteilen, und diese sollen das ohne Probleme und Irritationen 
verstehen koennen. Wir haben es momentan nicht in der Hand, die 
Zeichensatzprobleme aus der Welt zu schaffen. Darauf draengen sollten 
wir an den geeigneten Stellen, das ist klar. Aber auf ein paar Jahre
(was ist das schon am Horizont der Bibliotheksgeschichte) kommt es
dabei nicht an.
E-mail ist, mit Verlaub, ein Medium fuer schnellen Informations- und 
Meinungsaustausch, kein Forum fuer die Pflege der Besonderheiten der 
deutschen Sprache. So sehr auch ich ein Anhaenger korrekter 
Orthographie bin - ich weiss auch, wo ich Kompromisse machen kann.
E-mail ist nicht fuer die Nachwelt, sondern landet eher frueher als 
spaeter im elektronischen Papierkorb. 
Ich finde, um es mal vielleicht etwas ketzerisch zu sagen, es 
foerdert durchaus die geistige Flexibilitaet, wenn man sich in seiner 
Schreibweise dem Medium anpassen kann. Wenn man dadurch eben NICHT
verleitet wird, auch in "richtigen" Veroeffentlichungen oder echten,
handgeschriebenen Briefen (solange es die gelbe Post noch gibt) 
schludrig zu werden. 
Halten wir's doch einstweilen mit Goethe: "In der Beschraenkung zeigt
sich erst der Meister".

B.E.

(Das ist meine Meinung, nicht die offizielle der gesamten 
Entwicklungsabteilung. Aber wenn nicht, krieg ich sie da noch hin!)


Bernhard Eversberg
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