[Allegro] Zum Gruselfest 2021
Bernhard Eversberg
b-eversberg at gmx.de
Mo Nov 1 12:29:07 CET 2021
Zum Gruselfest 2021
Der Monat Oktober ging ins Land und verschwand zu Halloween mit so wenigen
Postings wie noch kaum ein Monat zuvor. Die Frequenz ähnelte aber schon länger
nicht mehr dem Gewitter der Fragen, Monita, Hilferufe, Vorschläge, Beschwerden
etc., wie man es seit 1990 in den frühen bis mittleren Jahren erlebte.
Das kann als Signal verstanden werden: für die Kommunikation über allegro
sollte man evtl. eine Reform andenken - zumindest aber wäre zu eruieren, ob
denn wirklich noch viel Bedarf besteht und wie der wohl aussieht.
Die UB Braunschweig hat sehr lange die Infrastruktur gestellt, und
die Kollegen Matthias Evers und Carsten Elsner haben die Liste mit hoher
Kompetenz und ohne jede Störung verwaltet. Das ist mehr als man
gerechterweise erwarten konnte und verdient unser aller Lob und Dank.
Da der Aufwand nicht groß ist, kann die Liste sogar noch gut 2 Jahre weiterlaufen.
Aktuell gibt es zwar und immerhin noch 180 Abonnenten. Die Zahl sagt
aber nichts aus über deren status quo in puncto Aktivitäten, Prioritäten,
Kompetenzen - und auch nicht über Pläne hinsichtlich Migration.
Allerdings hätte schon längst jemand die Frage in den Raum stellen können,
ob denn ein Mailforum noch das Medium der Wahl sein könne für Anwender
einer Software, und zumal einer für Bibliotheken. Denn soll nicht jede
Software einfach nur unauffällig ihren Dienst tun, wie ein Browser,
eine Tabellenkalkulation, ein Übersetzungsdienst, ein Navigationssystem
im Auto usw., was man so alles ständig nutzt ohne darüber viel wissen
oder gar lernen und diskutieren zu müssen - denn wer hat schon noch
Zeit dafür, und überhaupt für das In-den-Raum-Stellen von Fragen -
die sollen erst gar nicht aufkommen!
Aber wie dem auch sei:
Die Community ist nun eingeladen, Bedarf zu artikulieren und evtl. auch
neue Vorschläge zu machen hinsichtlich der Fachkommunikation - wird ein
Forum noch gebraucht, oder sollte man perspektivisch vielleicht einen
Treffpunkt im METAVERSE anvisieren?
Wer individuelle Fragen hat und die Community damit nicht ablenken möchte,
kann sich, wie seit langem üblich, auch direkt an mich wenden. Oder an
einen der bekannten Supporter - vielleicht hat einer von denen eine neue Idee?
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Gedankensplitter zu den Zeichen der Zeit
Von unserem Mikroversum mal GANZ abgesehen, drängt sich doch immer mehr das Thema auf
und die Frage: Quo vadis bibliotheca? Wenn das METAVERSE den Verheißungen gerecht wird,
wenn es also als neues Content Medium mit virtuellem 3D-Ambiente tatsächlich
Facebook alt wird aussehen lassen und dann für Mehrheiten zur ersten und immer
öfter einzigen Adresse wird, die man routinemäßig ansteuert bei Unterhaltungs-,
Gesprächs- und Informationsbedarf aller Art - bleibt dann noch Bedarf und Raum
und Zeit für Gedrucktes, für's Lesen, für das Angebot und das physische Ambiente
der Bibliothek? Dazu ein Tip:
Rechtzeitig META-Säle schaffen, und rein mit den Büchern, die METAdaten sind
ja schon vorhanden. Das Urheberrecht? Wenn das nicht wäre, dann wären alle Bücher
schon jetzt im Netz, weil Google dann sein Projekt "Google Books" hätte vollenden können.
Nur deswegen waren die physischen Bücher und die Bibliotheken nochmal davongekommen.
Digitalisieren konnte man nur die alten Schwarten, daran besteht nun kein Mangel,
wohl aber an neuen Ideen.
Denn es steht ein Billionen-Kuchen zum Anschneiden bereit - die Verlage werden
schon die Messer wetzen. Sie werden sich zu einer volldigitalen Content-Industrie wandeln.
Bücher im 3D-Ambiente zu präsentieren wird ungleich attraktiver, schneller und billiger
sein als die Papier- und Druckindustrie mitsamt dem physischen Vertrieb. Das alles
wirkt jetzt sowas von retro. Das Umgehen mit Inhalten aller Art kann vollfunktional
die Enge und Flachheit der blättrigen 2D-Präsentation endgültig überwinden, und
nebenbei werden die Wälder verschont, der CO2-Pegel gesenkt, das Klimaziel erreicht.
Nahtlos kann man die neuen Übersetzungsdienste anflanschen, die jeder schon privat kennt
und dauernd nutzt - für sehr viele Textsorten sind Fremdsprachen keine Barriere mehr.
OFFEN ist bis jetzt die Frage, von woher die Billionen denn kommen werden. Bis dato
ist Werbung die mit Abstand größte Einnahmequelle im Netz, das ahnt jeder, der sich
da tummelt als genervter Endnutzer. Das kann nur schlimmer werden, denn die ganze
Netz-Infrastruktur und der Betrieb der aufwendigen Dienste erfordert selber astronomische
Summen. Kostenlose Qualitätsdienste haben das globale Publikum groß gemacht, aber
auch abhängig, und es wird zunehmend unentbehrlich wie das Wasser aus der Steckdose.
(Was passiert z.B. auf den Straßen, wenn mal plötzlich Google Maps ausfällt?)
Die Bereitschaft der Endnutzer wird wachsen müssen, für online-Lebensqualität zu zahlen:
wie für Wasser, Gas und Strom auch für Komfort und Leistungen im Netz, ohne die das
moderne Leben doch gar nicht mehr funktioniert. Flat rate für alles, das gab's eh
nur in ganz früher Zeit, aber es wird noch heftiger.
Also, liebe Bibliotheken, da kommt was auf Euch zu - war jemals mehr Bedarf für Innovation?
(Bin lange nicht in Inetbib gewesen, dort wird schon ein feuriger Diskurs am lodern
sein und eine Euphorie aufgekeimt. Ich geh da gleich mal eben suchen nach "metaverse")
Historische Notiz
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Schon 2013 wurde gemutmaßt über Möglichkeiten einer allegro-Nachfolge:
https://bibservices.biblio.etc.tu-bs.de/pipermail/allegro/2013-May/037085.html
Da fand Koha Erwähnung, aber auch "Kuali", aus dem später FOLIO hervorging,
ferner etwas mit dem Akronym CIB, was sich später erledigt hat.
B.E.
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