[Allegro] Neues zu "folio"
Bernhard Eversberg
b-eversberg at gmx.de
Mo Nov 19 08:53:06 CET 2018
Mit "folio" (wir berichteten zuletzt am 6.4.18)
befaßte sich am 30.8. die GBV-Verbundkonferenz in Kiel:
https://verbundkonferenz.gbv.de/?page_id=5995
"folio" bedeutet "future of libraries is open".
Damit ist nicht gemeint, es sei offen, OB die Bibliotheken
überhaupt eine Zukunft haben, sondern DASS sie eine haben, wenn sie
sich so weit's nur geht ÖFFNEN. Dazu brauchen sie vor dem Horizont
der Digitalisierung unbedingt eine zukunftsfähige und -offene Software.
"folio" will so eine sein. Offen ist auch "allegro", aber zukunftsfähig?
Meinungsmacher sehen das eher negativ, und umso mehr, je weniger sie
allegro wirklich kennen. Das wird wohl keiner mehr ändern können.
Hinsichtlich Komplexität und Größe der Community kann allegro natürlich
folio nicht das Wasser reichen.
Wie auch immer, für ganz entscheidend hielt die Expertenschaft auf
dem Podium in Kiel, daß die Papierbindung weitestmöglich überwunden werde,
denn schließlich ist längst das globale digitale Angebot für Lehrende,
Lernende und Forschende bei praktisch jeder Frage DIE Quelle der Wahl, und
nicht irgendeine Bibliothek. Und Google DAS Medium zum Suchen und
Finden, nicht irgendein Katalog. Nahtlos dazu paßt, daß, wie jüngst bekannt
wurde, die Bundesregierung unser Land zum globalen Vorreiter in Sachen
Digitalisierung zu machen sich anschickt.
Doch was war in Kiel Neues zu erfahren in puncto folio? Dazu die wichtigsten
weiterführenden Hinweise:
Projekt-Startseite:
https://www.folio-bib.org/
Lektüre der Einführung sehr zu empfehlen, und die Demo unbedingt mal probieren,
um einen gewissen, wenn auch vorläufigen visuellen Eindruck zu gewinnen.
Wichtig zu wissen:
Die deutsche folio-Community wächst schnell -- fünf Verbünde beteiligen sich,
allen voran Göttingen und Köln, und andere namhafte Einrichtungen wie z.B. die
sehr innovationsstarke UB Leipzig.
Hier Folien zu zwei relevanten Vorträgen:
1. ERM = Electronic Resources Management - ein sehr großes Desiderat!
Vortrag K. Kemner-Heek: Entwicklungsstand, insbes. integriertes ERM-Modul:
https://verbundkonferenz.gbv.de/wp-content/uploads/2018/09/Kemner-Heek_2018-08-30-FOLIO-vk-kiel-kkh-final.pdf
Darin ein instruktives Diagramm "Datenfluss GBV" (Vorletzte Folie)
2. folio Architektur und Metadaten-Management
Vortrag J. Ladisch
https://verbundkonferenz.gbv.de/wp-content/uploads/2018/09/Ladisch_folio-architektur.pdf
* Als Datenformat steht MARC21 im Zentrum. Einzelne folio-Module können
aber mit eigenem, einfacherem Format arbeiten.
* Grundprinzip ist, möglichst viele und mächtige offene Komponenten (Apps)
einzubinden und nur austauschbare Komponenten zu verwenden anstatt selber
zu entwickeln. (Ganz anders als allegro, das so gut wie gänzlich eine
Gesamtkomposition ohne Fremdsubstanz ist. So etwas macht man heute nicht
mehr; besser gesagt, es GEHT nicht mehr, ganz anders als früher mal.)
* Hervorgehoben wird u.a., daß folio eine "Einseitenanwendung" ist
(auch a35 ist eine solche): Dialoge sind dabei keine Abfolge von
unterschiedlichen Seiten, sondern es spielt sich alles zwar im Browser,
aber auf *einer* Seite ab - wie bei einer typischen lokalen Desktop-Anwendung.
* Als Datenbank kommt PostgresQL zum Einsatz, ein objektorientiertes DBS,
anders also und moderner als das rein relationale MySQL. (Auch allegro ist
ja bekanntlich nicht-relational, immer schon gewesen.)
* folio ist "mandantenfähig": Es können viele Partner ihre jeweils eigene
Datenbank und Anwendung parallel auf einem Host fahren, wobei aber
die Bestände auch gemeinsam durchsucht werden können. Das dürfte auch vielen
kleineren Bibliotheken eine Teilnahme ermöglichen, auch wenn sie nicht
alle demselben Träger angehören.
Interessant auch: Kriterienkatalog (Anforderungen)
https://www.folio-bib.org/?page_id=247
Darin: "System kann lokal betrieben werden" - also nicht ausschließlich im Verbund
Damit wäre klar, daß folio unumschränkt als Migrationsziel für allegro-Anwender
zur Diskussion stehen kann. Insbes. weil die große Mehrheit der Verbünde
dahintersteht und für allegro-Anwender ein späterer Verbundbeitritt als
Option wichtig bleibt.
Auch wenn man vorerst noch autonom bleiben will, scheint folio eine starke und
modernere Alternative zu Koha werden zu können.
Aber zum Schluß wie immer der Hinweis: Nicht verrückt machen lassen!
Mit allegro wird man so lange arbeiten können wie mit Windows und Linux.
Es ist nur grundsätzlich immer sinnvoll, informiert zu sein über Alternativen.
B.Eversberg
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