[Allegro] Zum Theme "Migration" - Beispiel USA
Bernhard Eversberg
b-eversberg at gmx.de
Mo Aug 6 10:06:15 CEST 2018
Wir leiden an einer bedauerlichen Knappheit von Information über die
Marktlage und Erfahrungen bei den bibliothekarischen DV-Systemen.
Das ist jenseits des "Teiches" anders: Jedes Jahr veröffentlicht
der Konsultant Marshall Breeding eine umfangreiche Marktübersicht
und hält auf seiner Website eine Menge andere Berichte und
interessante Übersichten bereit, z.B. "Migration Reports":
https://librarytechnology.org/ Library Technology Guides
Da sieht man in Tabellen, z.B. auch für Koha, wieviele Anwender
von welchen Systemen insgesamt schon zu Koha gewandert sind,
die Gesamtzahl ist 3.547! Zu Alma dagegen nur 1151, zu WMS 464,
zu Aleph 1036. ("allegro-C" ist nicht dabei, aber es
gab ja auch nie irgendwelche Anwender in USA, außer Goethe-
Institute, aber die sind wohl nicht erfaßt.)
Breedings neueste Marktübersicht für 2018 ist im Journal "American
Libraries" veröffentlicht:
https://americanlibrariesmagazine.org/2018/05/01/library-systems-report-2018/
Fast alle der darin charakterisierten Systeme und Firmen sind
hierzulande unbekannt. Dabei war es ein erklärtes Ziel der
Regelwerksreform, den deutschen Markt der bibliothekarischen
Systeme für ausländische (sprich amerikanische) Firmen besser
zugänglich zu machen. Die jedoch empfinden anscheinend immer noch
den deutschen "Markt" (der vergleichweise gar keiner ist) als
zu schwierig und zu wenigversprechend.
Kaum bekannt ist hier bei uns auch noch die Unterscheidung des
"klassischen" ILS (Integrated Library System) von dem neueren
Konzept der LSP (Library Services Platform). Das sind Systeme,
die komplett auf Web-Dienste setzen, also lokal nur mit Browser
arbeiten und allerhand austauschbare, verteilte Dienste einbeziehen.
Während KOHA noch dem ILS-Lager verhaftet ist, gehört zu dem neuen
Tummelplatz neben Alma und OCLC's WMS auch FOLIO (hervorgegangen
aus kuali).
Dazu schreibt Breeding:
"The ILS continues to be the dominant solution for public, school, and
special libraries, though it faces formidable challenges from LSPs
in the academic library sphere."
...
"The advent of the open source FOLIO initiative has drawn the attention
of many academic libraries concerned with the narrow slate of
commercial choices and interested in exploring alternatives.
At least some of these libraries have deferred decisions to move
from their legacy ILS to one of the established LSPs until it
becomes evident whether FOLIO can offer a competitive alternative."
Etliche warten demnach zur Zeit noch ab mit der Migration, wie sich
FOLIO wohl bewähren wird.
Koha wird übrigens in den USA nur selten von Bibliothekaren selber
eingerichtet, obwohl es ja "OpenSource" ist, sondern von Firmen,
die das als Dienstleistung machen. "Bywater Solutions" scheint die
bedeutendste für Koha zu sein.
B.Eversberg
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