[Allegro] Bewertungskriterien für Bibliothekssoftware
Bernhard Eversberg
b-eversberg at gmx.de
Mi Mär 1 15:44:56 CET 2017
Für die Fortbildung in Potsdam am 17.3. ist u.a. geplant, einen kurzen Überblick zu dem
System Koha zu geben. Dies übernimmt dankenswerterweise Herr Wolf aus Freiburg, der auch
ein allegro-Experte und -Supporter ist.
Bei der Gelegenheit wollen wir auch versuchen, eine vergleichbare Kurzbeschreibung
beider Systeme zu geben. Auf dieser Basis wird es dann hoffentlich möglich, auch andere
Systeme in derselben Weise zu charakterisieren. Bislang besteht, wie schon oft bemerkt,
ein völliger Mangel an solchen Beschreibungen. Eine Migrationsentscheidung ist jedoch
weitreichend und i.d.R. unumkehrbar, daher will man vorher genau wissen, auf was man
sich einläßt und natürlich auch, auf was man sich freuen kann.
Nochmals dieser Hinweis: Die Absicht ist NICHT, zu einer baldigen Migration weg von
allegro zu raten. Das System wird so lange lauffähig bleiben wie Windows und Linux.
Und gerade auch für die neue Initiative allegro-NG könnte es sehr helfen, wenn man
mehr weiß über Stärken und Schwächen sowie Eigenschaften aller Art ganz allgemein.
Nachfolgend ein erster Entwurf der allegro-Beschreibung.
Es wäre schön, wenn dazu Kritik und Anregungen gegeben werden könnten. Wenn man als
Entwickler so eine Ausarbeitung schreibt, ist ja Subjektivität kaum vermeidbar.
Die Absicht ist aber, eine nüchterne, allein auf realen, nachprüfbaren Fakten
beruhende Kurzbeschreibung zu liefern.
Also: Was wird vermißt, was ist zu positiv formuliert, was geht gar nicht, was
sollte man hinzufügen, was erscheint überflüssig, obsolet, dringend änderungsbedürftig?
Rückmeldungen an das Forum oder direkt.
B.Eversberg
Kurzcharakteristik der Software allegro-C
-----------------------------------------
Plattform:
Windows: Graphische Oberfläche (a99); Kommandozeile (acon); Browser (a35)
Linux: Browseroberfläche (a35); Kommandozeile für Admin (acon);
Server:
Ein lokales Netz mit Windows-Desktops braucht keinen Datenbankserver, nur
einen freigegebenen Bereich im Dateiensystem.
Nur für Browser-Oberflächen braucht man die Programme avanti und acon für
die Kommunikation über das Netz bzw. die Ausführung von Aufträgen.
Download: http://www.allegro-b.de/download/inst-all.exe
Installpaket ca. 5 MB; incl. Demo-Datenbank mit 1200 Sätzen
entpackt: 23 MB, 41 Ordner, 1.680 Dateien
http://www.allegro-b.de/download/a35.zip
entpackt: 3.5 MB, ca. 10 Ordner mit 250 Dateien
Linux-System:
http://www.allegro-b.de/download/linux-prog.tar.gz
Quellprogramme OpenSource:
https://svn.allegro-c.de/svn/
Datenbank: allegro ist selbst ein Datenbanksystem, d.h. es macht alles selber.
Dies hat zwei Aspekte:
1. Es wird keine fremde Datenverwaltung eingebunden (z.B. MySQL);
Auch für andere Zwecke werden keine Komponenten aus anderen Quellen verwendet.
2. allegro ist nicht festgelegt auf Bibliotheksdaten und -funktionen, sondern
kann auch für ganz andere Strukturen und Aufgaben konfiguriert werden.
So gut wie jede Eigenschaft kann ohne Eingriff ins Programm verändert werden.
Funktionen: [alle sind umfassend variabel, weil skriptfähig]
Katalogisierung (mit frei gestaltbaren Formularen oder direkt mit Feldnummern)
Fremddaten: s. Import
Online-Katalog: alcarta (Windows)
Suchsystem:
1. Beliebteste Methode: "Schnelle Suche" mit bel. Stichwörtern
2. Nur noch wenig genutzt: Alphabetische Register zum Blättern
Erwerbung: ja (2 Versionen: einfach und komplex, in jedem Fall variabel)
Ausleihverbuchung: ja (ebenfalls zwei Varianten, einfach und komplex)
Zeitschriftenverwaltung; ja
Resource-Management: bislang nein; viele Funktionen wären aber mit FLEX
und evtl. weiteren Hilfsmitteln konstruierbar
Web-Katalog: a35 (HTML5, jeder moderne Browser);
Lokale Anpassung der Oberfläche: HTML5 mit JavaScript und CSS3
VuFind als zusätzliches Suchsystem konfgurierbar
(VuFind ist reines Suchsystem ohne Datenbankfunktionen)
Admin-Funktionen: [lokal ausbaufähig mit FLEX]
Alle sind über Menüs bequem auszuführen.
Schnelle Erneuerung aller wesentlichen Dateien (Index etc.)
Datensicherung und -restaurierung
Diagnostik: z.B. Satzadressen checken und unzulässige Datenfelder finden
Volltextsuche mit regulären Ausdrücken und beliebigem Export
Update: Offline-Einspeisen neuer und veränderter Daten mittels
Primärschlüssel oder anderer Kriterien, z.B. ISBN/ISSN
Konsolprogramm acon kann beliebige FLEX-Skripte ausführen. Dazu gehört
auch das Einspeisen von Daten aus beliebigen anderen Quellen.
Programmierung:
Kernprogramme in C und C++
Web-Programmierung, insbes.:
Oberfläche a35: PHP, HTML5 mit JavaScript und CSS3
a35-Funktionen per FLEX-Skripting beliebig erweiterbar,
ohne eigene zusätzliche PHP- oder JavaScript-Programmierung
(Es gibt einige PHP- und JavaScript-Funktionen, die aber
standardisiert sind und i.a. keine Anpassung brauchen.)
Skripting: eigene Sprache FLEX mit ca. 100 Befehlen.
Ein FLEX-Skript ist ein Programm, das die allegro-Programme a99
und acon ausführen können. Zum Installationspaket gehören mehr
als 300 Skripte für Aufgaben aller Art. Alle sind ausführlich
dokumentiert.
Alle höheren Funktionen sind in FLEX programmiert, nicht in C++, und
daher ohne Eingriff in die Kernprogramme lokal anpaßbar und erweiterbar.
Neue, komplexe Funktionen wurden in den letzten Jahren nur noch
in FLEx realisiert, d.h. Programmierung auf C-Ebene minimiert.
Per FLEX können auch externe Programme gestartet und deren Ergebnisse
verwertet werden. So ist z.B. eine Z39.50-Clientfunktion realisiert.
FLEX-Skripte kann man im laufenden Betrieb aktualisieren, wodurch
das Testen beschleunigt und erleichtert wird.
Konfigurierung:
Datenschema frei gestaltbar mit beliebigen Feldbezeichnungen,
Mehrfachfelder in beliebiger Zahl; Hierarchische und verknüpfte Sätze.
Unterschiedliche Datensatztypen frei konfigurierbar innerhalb derselben
Datenbank, jederzeit erweiterbar ohne Reorganisation der Datenbank.
Standardschema für normale Anwendungen ist aktuell auch für RDA eingerichtet.
Es gibt daneben Konfigurationen für u.a. MARC21, MAB2 und Pica
Freie Gestaltung der Indexierung und der Datenanzeige
Viele Lokale Einstellungen in .ini-Dateien bzw. FLEX-Skripten realisierbar
Export: Viele Standard-Exporte, z.B. MARC21, XML, MAB2, Pica3
Tabellarische Reports für externe Zwecke (Excel).
Eigene "Exportsprache" für anwenderseitige, beliebig strukturierte Exporte.
Export ist als Unterfunktion auch in der Skriptsprache FLEX verfügbar, wobei
FLEX die Exportsprache aber nur für wenige Spezialzwecke noch braucht.
Import: Standard-Importe: MAB2, Citavi, MARC21 (z.B. für Z39.50-Daten), u.a.
Sofort-Importe aus DNB, GBV und Z39.50-Quellen mit FLEX-Skripten.
Älter ist die Importsprache, die nur noch für Spezialzwecke gebraucht
wird; Beispiele: Pica-, MAB2- oder MARC21-Daten aus Download- oder
Exportdateien anderer Systeme, auch CSV-Daten. Fremdstrukturen sind
vielfältig, aber mit der Importsprache alle beherrschbar.
Einarbeitung: Das Arbeiten mit dem Windows-Programm ist schnell erlernbar, wenn
man die Standard-Parameter anwendet. Diese sind auch lokal anpassungsfähig.
Schwieriger wird es, wenn man eigene Projekte mit ganz anderen Standards
und Funktionen realisieren will.
Eigene Parameter für Export, Import, Anzeige und Indexierung zu schreiben
ist nicht schnell erlernbar, weil die Sprachkonstrukte eigene Entwicklungen
sind, die keinen gängigen Sprachstandards entsprechen oder ähneln, wie
z.B. Perl oder Python. Vollständig dokumentiert ist zwar alles, aber von
selbst oder intuitiv erklärt sich fast nichts in diesen Konstrukten.
Die Skriptsprache FLEX hat aber für viele Aufgaben diese alten Konzepte abgelöst.
Einzelthemen:
Globale Änderungen und Ersetzungen
einfache: per Dialog
komplizierte: per FLEX-Skript
Volltextsuche mit regulären Ausdrücken
Log-Datei auswerten
Gelöschte Sätze finden und reaktivieren
Archivdatenbank [für ausgesonderte Datensätze]
Informationsquellen:
http://www.allegro-b.de
o Aktuelle Downloads und Dokumente, incl. Systemhandbuch als PDF
o mehrere Demo-Datenbanken mit a35-Oberfläche
o Fortbildungstexte für Einsteiger und Fortgeschrittene
http://www.allegro-c.de
o Historische Website, Stand Dez. 2015. Viele noch relevante ältere Dokumente
o http://www.allegro-c.de/ac-dbs.htm : Liste von Referenzen im Web.
o SVN für die Quelldateien (C und C++)
https://svn.allegro-c.de/
Kosten:
Standard-Gesamtpaket kostenfrei. Aber OpenSource-Software ist unterm Strich nicht kostenlos:
Lokale Änderungen können vor Ort von eigenem Personal erledigt werden oder bei
Supportern gegen Entgelt in Auftrag gegeben.
Das nötige allegro-Knowhow für Änderungen und funktionale Erweiterungen ist umfangreich
und nicht leicht zu erwerben, weil die Software eigenwillig konstruiert ist und nicht
auf geläufigen Standards basiert.
Hinweise auf andere Systeme:
Entwicklungsprojekte der VZG Göttingen:
z.B. Folio (früher Kuali und OLE) und LAS:er (früher VuFind)
https://www.gbv.de/news/aktuelles/Verbundzentrale/Publikationen/broschueren/vzg-aktuell
FOLIO : Nachfolger von OLE Community, zusammen mit EBSCO:
https://www.folio.org (für laufende Projekte s. insbes. Blog)
Objectives for the building of an Open Source Next Generation
Library Management System [White Paper of OLE Community]
http://www.openlibraryenvironment.org/wp-content/uploads/2016/07/2016-06-02_Draft_OLE-Objectives-Statement.pdf
Mehr Informationen über die Mailingliste Allegro