[Allegro] Antwort: Re: Nachweis im "WorldCat" / OCLC
Thomas Berger
ThB at Gymel.com
Mi Sep 30 22:44:39 CEST 2015
Lieber Herr Kaut,
Am 30.09.2015 um 19:34 schrieb Norbert.Kaut at stadt.mainz.de:
> Das beschriebene Verfahren wäre wirklich etwas aufwändig.
Es gibt natuerlich andere Verfahren, die gar nicht aufwendig
sind: Diverse Bibliotheken stellen ihre kompletten Daten
unter CC-0 ins Netz, oder halten OAI- oder wenigstens Z39.50-
Schnittstellen vor: Das sind ja alles Wege, wie interessierte
an die Daten kommen koennen, ohne dass der Bereitsteller
laestige bilaterale Vereinbarungen treffen muss.
Dumm nur, dass (ich will Ihnen nicht zu nahe treten) sich
nicht allzuviele Katalogbetreiber fuer Mainzer Daten interessieren,
um sich die Muehe des Harvestens zu machen. Insofern dreht
sich die Angelegenheit ploetzlich um: Eigentlich haben zwar
Sie etwas zu bieten, muessen aber i.A. logistisch und auch
finanziell maechtig was drauflegen, damit sich Betreiber grosser
Kataloge herablassen, sich mit Ihren Daten auseinanderzusetzen.
(Natuerlich geht es dann auch um Verwertungsrechte, wenn
Dritte Ihre Daten von Ihnen nicht einmal geschenkt haben
wollen, werden sie dennoch bereit sein, anderen dafuer sogar
Geld zu geben - es ist ja nicht so, als waeren Zeitschriften-
verlage die einzigen, die entdeckt haben, dass Double-Dipping
mit Bibliotheken prima funktioniert. Man kann es natuerlich
auch so sehen, dass nur die Monster-Aggregatoren genuegend
Mehrwert mit Ihrem Content schaffen, um fuer Nutzer attraktiv
zu sein...)
> Wir haben ja auch schon Kontakt zum hbz-Verbund.
> Frau Elsenberger vom hbz teilte mir zuletzt mit:
>
> "Wenn wir unser geplantes Geschäftsmodell einer überregionalen reinen
> Datenpräsentation in einer hbz-Nachweisdatenbank ohne Teilnahme am
> Leihverkehr umsetzen, werden wir Sie benachrichtigen.
>
> Das hbz liefert bisher noch keine Daten des Verbundkataloges an
> WorldCat, der Vertragsabschluss mit OCLC steht aber unmittelbar bevor
> und danach wird in Kürze die erste Lieferung an WorldCat erfolgen."
> (Inzwische ist das ja geschehen)
D.h. es ging hier zum Teil auch um HBZ-FIX (die sozusagen
verbundunabhaengige Fernleihdatenbank)
< https://www.hbz-nrw.de/angebote/online_fernleihe/teilnahme/hbz_fix >,
die aber nur Fernleihteilnehmern offen steht:
"Im Fernleihindex hbz-FIX (ehemals hbz-ÖB-Datenbank) weisen
Bibliotheken, die sich gebend an der Online-Fernleihe des hbz beteiligen
möchten, aber nicht aktiv im hbz-Verbund katalogisieren, ihre
Fernleihbestände nach."
Andere Modelle sind etwa die vom HBZ betriebene KoelnBib, oder die
ehemalige "Digibib NRW" (inzwischen betreibt man eine Digitale
Bibliothek unter dem Namen, frueher war es m.E. reiner Online-
Katalog, in dem alles zusammengeworfen wurde, was an Daten
erlangbar war, z.B. alle allegro-Datenbanken aller Bonner
Institutsbibliotheken, auch wenn es gar keine Uniinstitute waren
und die Bibliotheken stellenweise nicht einmal davon wussten...)
Auch vom KVK gab es von Karlsruhe betriebene Klone, etwa
artlibraries.net (ehemals VKK - Virtueller Katalog Kunst-
geschichte, oder auch der KiVK?). Da der KVK mittels /verteilter/
Suche realisiert ist, kann er nicht beliebig viele Datenquellen
integrieren (und da alle Anfragen an alle Teilnehmer geschickt
werden, ausser die Benutzer setzen die Haekchen kontrolliert),
sollten die Zielkataloge auch groessenmaessig zueinander passen.
Neuere Portale hingegen bauen Suchindizes auf, das ist einerseits
die Rueckkehr zur alten Zentraldatenbank (wie WorldCat), denn die
Daten muessen zentral vorgehalten werden, andererseits ist es
auf heterogene Daten eingestellt und vermeidet dadurch viele
redaktionelle oder auch Schnittstellenprobleme zentraler Daten-
banken - fuer Detaillierte Anzeigen und spezifische Recherchen
steht im Hintergrund immer die Heimatdatenbank eines Datensatzes
bereit - dazu braucht es nur eine datensatzspezifische
Verlinkungsmoeglichkeit (einen Permalink fuer jeden Datensatz)
> Das wäre dann aber wahrscheinlich eine Nachweisdatenbank parallel zu deren
> Verbundkatalog.
> Dadurch wären wir möglicherweise noch nicht automatisch im KVK oder
> "WorldCat"?
Keine Ahnung. Normalerweise gibt es Kosten auch fuer die Teilnahme an
kleineren Portalen, aber dass man dadurch "automatisch" auch in
groessere Portale integriert wird (oder demnaechst werden wird), ist
ein prima Argument, das zu rechtfertigen (und es duerfte vermutlich
auch wirklich deutlich billiger sein als wenn man es einzeln und
direkt versucht - Konsortienbildung halt)
Ich denke, dass "kleinere Portale" der richtige Ansatz sind, sei es
nach Bibliothekstyp, bestimmten Aktivitaeten (wie Fernleihe oder
digitaler Content) oder nach Fach oder nach Region - whatever: Da
sind die Interessen des Portals und der Teilnehmer noch halbwegs in
ein Gleichgewicht zu bringen (die Teilnehmer wollen gesehen werden,
das Portal hat ein /existenzielles/ Interesse), und es gibt die
Chance, Kosten durch Buendelung zu reduzieren oder irgendwo eine
Foerderung abzugreifen.
viele Gruesse
Thomas Berger
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