[Allegro] Konkretes zur allegro-Zukunft

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mo Jun 8 09:35:53 CEST 2015


Konkretes zur allegro-Zukunft

Unbestätigte Gerüchte und Vermutungen flackern immer mal wieder auf.
Eines lautet: "Der allegro-Chefentwickler geht in Rente. Damit sind
die Tage von allegro gezählt!"
Wir können dem wohl nicht besser begegnen als mit einer nüchternen
Darstellung der Sachlage, um eine auf nichts als Fakten beruhende
Meinungsbildung und Entscheidung zu ermöglichen.

1. Die erklärte Absicht, in diesem Jahr die Software auf einen stabilen
    und für das Windows-Umfeld, nach bestem Wissen und Gewissen, noch 10
    Jahre haltbaren Stand zu bringen, ist schon so gut wie erreicht.
    Die Programme selbst müssen nicht erweitert werden, es geht nur noch
    um Parameter und FLEX-Skripte.
    Damit steht und fällt allegro eben *nicht* mehr mit der Person des
    Entwicklungsleiters, wie es die Gerüchte suggerieren wollen.

2. Vor kurzem wurde bekannt, daß Windows 10 das letzte Windows sein
    soll, und Microsoft will dieses noch weit über 2020 hinaus unter-
    stützen, ohne weitere Kosten für die Anwender. Das bedeutet, daß
    man sich, einmal mit Windows 10 ausgestattet, auch für *mehr* als 10
    Jahre auf der sicheren Seite fühlen kann mit einer Software, die
    auf Windows 10 läuft, und das wird allegro tun.
    Noch dazu ermöglicht die Web-Schnittstelle a35 auch schon ein
    browser-basiertes Arbeiten, also Verzicht auf die Windows-Programme.

3. Für Linux gilt dasselbe, weil dafür gar keine Umbrüche zu erwarten
    sind, die eine Software wie allegro plötzlich unbrauchbar machen
    könnten.

4. Es gibt Anwender, die jetzt noch mit 10 Jahre alten Versionen
    arbeiten, ohne je aktualisiert zu haben. Warum sollte so etwas also
    mit der aktuellen Version nicht mehr möglich sein, zumal es im
    Mailforum, das bestehen bleibt, genügend Hilfe gibt und versierte,
    jüngere, unabhängige Supporter existieren.

5. Die anstehende Regelwerksreform ist kein Kriterium, das eine ganz
    neue Version oder ganz andere Software erfordern würde.
    Sie läßt sich allein auf der Ebene der Parametrierung beherrschen.
    Dazu braucht's den Chefentwickler zwar nicht, die wichtigsten
    Anpassungen hat er aber schon weitgehend abgeschlossen.

6. Für alle Fälle hat die UB Braunschweig schon vor Jahren dafür
    gesorgt, daß die Kernsoftware (in C und C++ geschrieben) freigegeben
    wird. Diese Grundlage für das Gesamtsystem ist somit nicht mehr
    untrennbar mit der Person des Chefentwicklers verbunden. Er wäre,
    um es klar zu sagen, theoretisch komplett entbehrlich.

7. Die UB Braunschweig wird weiterhin die Plattform betreiben,
    auf der das Mailforum sowie die Server für ftp und svn liegen.
    Diese hilfreichen Einrichtungen werden also weiter für alle da sein.
    Die UB ist andererseits auch offen für andere, bessere Lösungen.


Nebenbei noch ein indirekt relevanter Punkt:

8. Des Chefentwicklers Ehefrau ist von Berufs wegen allegro-Anwenderin
    und wie die meisten Gleichgesinnten definitiv am Fortbestand der
    Software interessiert und vom Ruhestand noch eine gute Weile
    entfernt. Was bleibt ihm also übrig, als dabeizubleiben?

(Zwar gibt man in einem Mailforum, anders als "auf Facebook", höchst
ungern Privatsachen preis. Hier handelt sich's allerdings um Details,
die ebenfalls gerüchteweise schon kursieren, und die deswegen lieber
konkretisiert werden sollten statt dementiert oder in der Schwebe
gelassen.)

Schließlich ist, völlig unabhängig von alledem, auch noch folgendes zu
bedenken:
Innerhalb weniger Jahre ist definitiv zu erwarten, daß neue Software-
Konzepte und -Produkte zu Standards heranreifen. Diese werden dann
wohl auch alternativlos werden, falls die mit BIBFRAME einhergehenden
neuen Prinzipien des "Semantic Web" sich durchsetzen und dann in
Produkten kristallisieren - die jetzt noch keiner kennt. Plausibel ist,
daß dann gar keine lokalen Server mit einem dedizierten System mehr
notwendig sein werden, sondern die Daten in einem "cloud-basierten"
virtuellen Neo-Verbundsystem liegen und an jeder Bibliothek nur noch
jeder einen Browser braucht und sonst nichts. Das wird zur Folge haben,
daß binnen 10 Jahren eine Migration unumgänglich werden wird, will man
den Zug der Zeit nicht uneinholbar versäumen.
Dies wiederum bedeutet aber, daß ein vorheriger Umstieg von allegro auf
eine andere Software nur eine weitere Zwischenlösung für wenige Jahre
sein könnte. Und warum sollte man sich *zwei* Migrationen antun, wenn
*eine* genügt, die dann aber zukunftssicher sein wird?
Denkbar bleibt aber auch, daß die jetzt schon mögliche Trennung von
Publikums- und Dienstfunktionen, z.B. VuFind als OPAC, allegro als
Verwaltungssystem, noch längere Zeit eine sinnvolle Sache bleiben wird.
In solcher Weise kann man bekanntlich jetzt schon arbeiten.

An die Stelle von VuFind könnte dann auch ein cloud-basierter neuer
"Deutscher Gesamtkatalog" treten, dann als einziger für Endnutzer
deutschlandweit interessanter Katalog mit Verbindung zu den Verfügbar-
keitsdaten lokaler Verwaltungssysteme. Die könnten dann immer noch
allegro heißen.
Für solche heute denkbaren und ganz sicher kommenden Lösungen kann
allegro jedenfalls durchaus noch lange in Betrieb bleiben, neben
anderen, zu erwartenden moderneren und besseren Lösungen.

Natürlich wollen wir niemanden von einer durchdachten Entscheidung
gegen allegro abbringen! Wir denken nur, daß mißgünstige Gerüchte oder
Vermutungen keine gute Entscheidungsgrundlage sind, und daß Anlässe zu
Besorgnis und Eile nicht bestehen.


B.Eversberg



Mehr Informationen über die Mailingliste Allegro