[Allegro] Zum Thema GND, 2+3: Wesen und Struktur

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mo Apr 2 08:49:50 CEST 2012


Am 30.03.2012 23:07, schrieb Thomas Berger:
>
>>> http://d-nb.info/gnd/121145344/about
>>> ?
>
> Es handelt sich um *die* URI (Uniform Resource *Identifier*) dieser
> konkreten Ressource Normdatensatz.
Schon klar. Die schöne Theorie davon ist bekannt, sie stammt aus den
frühen Tagen der DC-Bewegung, vor 12 Jahren oder so. Aber hat sie sich
wirklich etabliert? Wo sind die überzeugenden Anwendungen davon? Sollten
die nicht inzwischen omnipräsent sein? Warum sind sie es nicht?

> Bei URIs ist es guter Stil, dass
> sie auch technisch operabel sind und auf etwas weiterleiten, das die
> Ressource beschreibt, das darf gerne RDF sein (Resource Description
> Format).
>
Wieso denn gerne?
Und *wenn* sie technisch operabel ist, dann ist das einerseits
irritierend, weil es ihr eine Doppelfunktion verleiht, und andererseits
verleitet diese Doppelfunktion dazu, ernster genommen zu werden als gut
ist, denn zwangsläufig wird sie obsolet, auch wenn die Primärfunktion,
der Identifier, dies nicht tun sollte.

> Der Normdatensatz steht allerdings wiederum als Stellvertreter fuer
> ein Konzept oder eine Person etc.,
Ja. Nur haben wir auch schon oft die Ansicht gehört, daß dies im
Katalog eher irritierend sei. Die Normsätze sollten besser dem Endnutzer
gar nicht gezeigt werden, wurde mitunter gemeint. Und klar ist doch, daß
wir den Katalog keinesfalls zum biographischen Kompendium o.a. ausbauen
können und müssen, dafür gibt's Wikipedia. Dorthin können wir verlinken,
gewiß, das kann aber auch von Titelsätzen aus geschehen - diese werden
von Nutzern erwartet und gesucht.
Mißlich ist, mehr als alles andere, daß wir im allegro-Katalog bei
der Fernglas-Suche oder Web-Suchformular nicht automatisch unter jedem
Synonym alle Titeleinträge zusammengefaßt kriegen. Bei Pica ist das so,
wir können das aber nicht ohne weiteres nachmachen. Die
Verweisungstechnik im Register wird wohl weniger gut verstanden oder
als völlig irritierend empfunden, aber das ist noch ein anderes Thema,
das sich mit URI etc. nicht mildern läßt.

>
>> allein notwendig. Basierend auf der Nummer sind unbegrenzt viele
>> Dienste denkbar, jede mit einem anderen Zugangsverfahren und
>> Ergebnisinhalt, also differenzierten URLs, die den jeweiligen
>> Anforderungen entsprechen. DIe *müssen* jeweils im Feld konfiguriert
>> werden ...

> welches Feld? Die GND besteht aus "Datensaetzen" (insofern ist sie
> ganz traditionell,

Mißverständnis, sorry. Mit "im Feld" meinte ich "im Datenfeld", sondern
"im Einsatzgebiet", also die militärische Metapher. Da sehen Sie's
wieder, was man mit leichtfertig hingeworfener Metaphorik anrichten kann.

>> ... Man steht doch erst am Anfang mit den machbaren Diensten,
>> die auf der GND aufgesetzt werden könnten und von einer
>> Nationalbibliothek auch sinnvollerweise ausgebaut werden sollten. Da
>> wird die genannte URI ganz schnell in die Obsoleszenz fallen, also was
>> soll der Zauber und die Obsession und Betulichkeit damit.
>
> Ich sehe das genau umgekehrt: URIs sind eine Art Eintrittskarte ins
> Semantic Web.
... das es noch immer nicht gibt und das inzwischen hier und da schon
totgesagt wurde! Es *ist*, wie die "künstliche Intelligenz", ein
Euphemismus, machen wir uns nichts vor, und die Metapher
"Eintrittskarte" suggeriert, daß wir da in eine schöne neue Welt
eintreten könnten, die wirklich schon da wäre.


> Die LoC hat sich fuer Ihre URIs das Praefix info:lccn
> reserviert, die BNF nutzt "ihr" info:bnf nicht, sondern info:ark:12148,
> die DNB hat sich vor einigen Jahren fuer http-URIs entschieden, das
> ist derzeit der vielversprechendere Weg, vgl. auch die Begruendung,
> warum die info-Registry geschlossen wurde:<  http://info-uri.info/>.
>
Sehen Sie! Statt "vielversprechend" wäre hier mal die (inzwischen auch
nicht mehr alleingültige) Reformschreibung "viel versprechend" angebracht.


> Die Einfuehrung der GND gibt auch der DNB die Moeglichkeit fuer weitere
> Kooperationen,
Ja, der DNB! Für die Nachnutzer "im Felde" ist das weniger relevant. Die
brauchen nach wie vor die Verweisungen und können für alles weitere ja
auch zur DNN verlinken oder deren Dienste per Web-Services einbinden,
wobei die URI oder eben direkt die Normsatznummer zum Einsatz kommen
kann, ohne das der Katalognutzer davon was ahnt. So umständlich wie RDF
braucht das aber wirklich nicht zu sein! Wenn ich ein einzelnes Datum
brauche, warum kann dann nicht einfach nur dieses und sonst nichts
geliefert werden, bzw. eine definierte Fehlermeldung. Das reicht doch!

> Ihnen, Herr Eversberg, scheinen eventuell eher neue Dienste
> vorzuschweben, die die GND aus sich alleine heraus generiert,
Ja. Und was Sie dann aufzählen, ist alles richtig, aber auch wiederum
"im Felde" und für den Katalog-Endnutzer nicht direkt relevant.
Da schwebt mir eher noch vor, daß es ganz einfache Web-Dienste geben
könnte, schlicht nach dem Schema, daß man dem DNB-Server eine Nummer
überreicht und ein Befehlswort, und man erhält ein bestimmtes Datum
(eine Angabe), die man für irgendeinen Zweck braucht und vor Ort nicht
selber aktuell besitzt. Genau das tut die URI nicht, aber schwer zu
realisieren ist es ganz bestimmt nicht. Beispiel wäre die Dienstleistung
"Journals Online & Print":
   http://www.zeitschriftendatenbank.de/de/services/journals-online-print/
zur Abfrage von Bestandsdaten aus ZDB und EZB.

B.E.







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