[Allegro] a99 und a99a

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mo Jun 14 10:09:48 CEST 2010


Osterhus Dr., Ulrich (LG-Lübeck) schrieb:
> 
> Es sei gestattet, an dieser Stelle Herder zu zitieren:
> 
> Es gehöret ein weit Gemüth dazu, alle diese Scenen zu fassen, zu
> unterscheiden, und zu ordnen; sodann aber scheinen sie ein Compendium aller
> Geschichte, das uns zuletzt, ich weiß nicht mit welcher angenehmen, aber
> auflösenden Schwermuth überströmet.
> 
Gewiß fehlt uns alle Befugnis, Herdern zu bekritteln, doch schon
Goethe hat dies im Gespräch mit Eckermann auf seine Weise besorgt:

"Unsere Literatur", sagte er, "wäre ohne diese gewaltigen Vorgänger das
nicht geworden, was sie jetzt ist. Mit ihrem Auftreten waren sie der
Zeit voran und haben sie gleichsam nach sich gerissen; jetzt aber ist
die Zeit ihnen vorangeeilt, und sie, die einst so nothwendig und wichtig
waren, haben jetzt aufgehört, Mittel zu sein. Ein junger Mensch, der
heutzutage seine Cultur aus Klopstock und Herder ziehen wollte, würde
sehr zurückbleiben."


Wie auch immer, verwegen wär's, wollten wir übersehen, daß die Zeit
auch heute noch, und ungestümer wohl als je, im Voraneilen nicht 
nachläßt. Das stimmt nachdenklich (und damit soll nicht angedeutet
sein, daß, wer heute seine Kultur aus Kant und Goethe ziehen wollte, ...)

B.Eversberg



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