[Allegro] Dunkle Materie

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mi Apr 1 09:26:48 CEST 2009


Dunkle Materie
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Im Kosmos hängt alles, wie man heute weiß, mit allem zusammen. So nimmt
es auch nicht wunder, und Astrologen meinten es seit je zu wissen, daß
Geschehnisse und Zustände in den Dimensionen des Alls ihren Widerhall
finden im Alltagsleben, wie z.B. bei der Arbeit mit einer allegro-
Datenbank. Unsere Taskforce für interdimensionale Mutmaßungen (TiM)
hat das mal näher durchleuchtet - und stieß auf mengenweise dunkle
Punkte und obskure Parallelen, die sich am Ende aber zu erhellenden
Folgerungen verdichten. Hier der Report:

Im Universum, so mutmaßen Astrophysiker mit Beklommenheit, sind
unerklärte Gewalten am Werk - unscheinbarer auch als Dunkle Energien
abgestempelt, und es verbergen sich nie gesehene, unerhörte Massen
sogenannter Dunkler Materie (D.M.) an unauffindlichen Orten.

**Im allegro-System, so mutmaßen Anwender mit Schaudern, sind
   undurchschaubare Mechanismen tätig - einige heißen Parameterdateien,
   BlueChyps und FLEXe - und es muß ungeahnte Mengen davon geben, weil
   man ja alle Nase lang wieder was Unerwartetes erlebt. Man fragt sich
   immer, wo das alles wirklich steckt, oder ob ein Phänomen etwa
   von den Entwicklern eigenmächtig fest eingebaut wurde, oder ob es
   in der Natur des Computers wurzelt, also schicksalhaft hinzunehmen
   ist. Wo etwa kommt der Kalender her? Woher weiß "er", wann 1720
   Himmelfahrt war, aber dann z.B. *nicht*, wann und wo dieses Jahr
   Bibliothekartag ist, von unserem Schützenfest gar nicht zu reden?

Gäbe es die D.M. nicht, hat man errechnet, sähe das Weltall sehr viel
anders aus, z.B. würden die Galaxien nicht so schwindelerregend rasch
rotieren, und womöglich wäre auch unsere Alltagswelt in mancher
Weise anders gestaltet, vielleicht ja übersichtlicher und leichter
verständlich, auch nicht so arg "veloziferisch", wie Goethe es in
dunkler Mutmaßung schon empfand.

**Gäbe es dieses ganze undurchsichtige Zeug nicht, so schließt man aus
   dem Bildschirmgeschehen, sähe vieles wohl doch anders aus, z.B.
   würden einen nicht so oft unbegreifliche Meldungen aufstören,
   und ganz sicher müßte man doch eine bessere, vollkommen intuitiv wie
   von selber durchschaubare Datenumwelt genießen können. Es müssen
   jede Menge künstliche Hemmnisse und Stolpersteine drinstecken, die
   keiner sieht, die aber mit ihrer Gravitation alles beeinträchtigen
   und einen bei jedem Schritt ins Straucheln bringen können.

Kein Zweifel: wer als erster einen Barren, Batzen, Bottich oder Beutel
des Finsterstoffs vorweisen könnte, hätte als mehrfacher Nobelpreis-
träger ausgesorgt und könnte sich in hellstem Rampenlichte sonnen
  - würde dieses nicht vom nämlichen Material zur Gänze absorbiert und
die Umgebung weiträumig in persistente Finsternis gehüllt.

**Kein Zweifel, wer da Licht bringen kann in die Obskurität und zwar
   mit selbstgeschaffenen FLEXen und Formularen, gar mit Parametern,
   Prototypen und Metaphern, der wäre als eine Art allegro-Olympier des
   Ansehens der Fachzirkel gewiß - würde nicht seine Zeit von dem
   nämlichen Material gänzlich absorbiert, so daß er das Licht, das ihm
   aufging, nicht auch noch für andere leuchten lassen kann.

Schwarze Löcher sind anders, falls das jetzt Ihr Gedanke ist! Erstens
sind die, aus der Ferne betrachtet, nicht wirklich schwarz, sondern
unsichtbar weil extrem klein, zweitens könnte sich keiner einem solchen
auf Sichtweite nähern, um die Farbe zu eruieren, sie/er nähme denn
ihre/seine sofortige Verschluckung, Zermalmung und Verstrahlung auf
sich, bevor sie/er noch die kleinste Mitteilung über das Gesehene
absenden könnte.

**Manchem kommt es ja so vor, als ob man seine Daten, speichert man sie
   in einer allegro-Datenbank, in ein schwarzes Loch würfe, und wie soll
   man ausmachen, ob und wie man sie da irgendwann wieder heraus-
   kriegen könnte? Leichter mag das zwar bei anderen Systemen auch nicht
   sein, nur wie zum Kuckuck findet man es raus? Ist man aber einmal
   nah genug herangekommen an diese Dinge, um sie genau zu erblicken,
   dann bemerkt man eine unüberbrückbare kognitive Distanz zu allen
   anderen, denen man es mitteilen wollte...

Die Farbe Schwarz, wenn Sie nun z.B. an die "Black Box" denken, ist
aber sogar drittens ganz untauglich zur Umschreibung der obskuren
Substanz, denn schwarze Körper reflektieren ja immer noch genug Licht,
daß man ihre Schwärze wahrnehmen kann. Dunkle Materie dagegen ist noch
viel dunkler, sie schluckt lautlos jedwedes Lichtquant und sendet es
nie wieder aus - deswegen sieht man ja nichts davon. Aber, werden Sie
einwenden, dann würde sich die düstere Masse auf die Dauer aufheizen
und wäre vor Hitze längst verdampft! Nicht so, wenn sie die aufgesogene
normale Energie dann als Dunkle Energie wieder von sich stieße, von
der man ja eben weiter nichts weiß, als daß sie unbemerkbar durchs All
schwirrt, um  sich vielleicht sonstwo in undurchschaubarer Weise in
superschweren Quasaren zu materialisieren oder was auch immer.

**Das "allegro"-System wird aber gleichwohl oft als Black Box erlebt,
   auch wenn man die Datenstruktur halbwegs durchschaut! Was machen sie
   *wirklich* damit, die Programme, und warum nicht immer genau das, was
   man sich genial intuitiv vorgestellt hat? Das ärgert besonders dieje-
   nigen Experten, die doch ganz gerne mal selber Hand anlegen würden,
   um bestimmte Funktionen wunschgemäß zu erweitern oder diffizile
   Einzelheiten zu modifizieren. Könnte man nur die Abläufe unter der
   Oberfläche in allen Einzelheiten verfolgen, wie in Zeitlupe, und dann
   erkennen, an genau welcher Stelle ein Bit, ein Byte oder ein Datum
   nicht stimmt oder ein unerwünschter Vorgang ausgeführt wird! Statt
   daß die Programme alle hineingesteckte Energie umgehend verbrieten,
   und das zu unerratbaren Zwecken.

Eine andere, kühnere Vermutung besagt, daß ein Dunkelobjekt keine
Strahlen absorbiert, sondern sie um sich herumlenkt, so daß sie auf der
andern Seite ihren Weg fortsetzen, nur irgendwie verdreht, verbogen
und verfremdet. Mit dem Effekt, daß der Betrachter dann perfekt
getäuscht wird: Man sieht Dinge, die da nicht sind oder vollkommen
anders als sie erscheinen. Wie aber wäre es, wenn ein nicht so dunkler
Gegenstand, oder z.B. eine Hand, im scheinbar klaren Raum das Un-Ding
berührte? Das wäre gewiß ein ganz komisches Gefühl. Es sei denn, es
handelte sich um die ebenfalls noch immer nirgends direkt beobachtete
Antimaterie, die bei jeder Berührung mit richtiger Materie jene und
sich selber auslöscht in einer Detonation, die mit beispielloser Wucht
die unscheinbare Gleichung  e = mc-quadrat  aufs Fürchterlichste
bestätigen würde. Das vertiefen wir lieber nicht.

**Ist es vielleicht so, daß man getäuscht wird von allerhand Blendwerk,
   das einen ablenkt von den wahren Gegebenheiten? So daß der Blick eben
   nicht geradeaus auf dieselben fallen kann, sondern umgebogen wird auf
   Dinge, die dann als die ganze Wirklichkeit erscheinen, aber eben nur
   Scheinbilder sind? Und macht man sich tapfer zu schaffen an diesem so
   vermeintlich klar verstandenen Bilde, überraschen einen plötzlich
   desaströse, komplett unerwartete Geschehnisse, auf die man sich
   keinen Reim und keine Gleichung machen kann.

War's nicht der hellsichtige Descartes, der als erster die Welt des
Denkens im Kopf trennte von der Welt, die uns umgibt? Er wollte
ergründen, welche Gewißheiten wir im Denken überhaupt haben können.
Als erste Gewißheit erscheint ihm das Faktum, *daß* wir denken, aber
danach wird's schwerer. Als "gewiß" gilt uns am ehesten dasjenige,
nach dem wir unmittelbar greifen können - alles Be-greifliche also.
Was zu klein ist oder zu weit entfernt oder sich sonstwie dem Betasten,
Beschauen, dem direkten sinnlichen Zugang verschließt, das hat eine
andere  Qualität, hat ganz andere Schwierigkeitsgrade, hat womöglich
Eigenschaften, auf die unsere Worte, z.B. "dunkel", gar nicht passen.

**Was sind die unumstößlichen Gewißheiten, von denen wir im Umgang
   mit "allegro" ausgehen können? Schon das Drücken einer Taste löst ja
   nicht immer genau dasselbe aus. Oder im Index z.B., da stehen viele
   Sachen, die man so nie eingegeben hat. Mit Händen zu greifen ist da
   wenig! Beim Zettelkatalog war das noch sehr anders... Leider hat
   eine Datenbank Eigenschaften, über die wir nur in Metaphern reden
   können - und die leiten oft auf falsche Fährten und vernebeln
   die richtigen. Was davon zu halten ist, hat unsere Taskforce vor
   einem Jahr ausgelotet. Mehr als ein entnervtes "Wir fragen, also
   wissen wir nicht alles." können wir kaum dem Leben im allegro-Umfeld
   als Gewißheit abringen, und viel ist das ja nicht.
   Aber halt! Das Wort "dunkel" muß ja, siehe oben, gar nichts Negatives
   besagen, warum sollte die Dunkle Energie bei geschickter Handhabung
   nicht als positive, eminent nutzbare Kraftquelle gezähmt werden
   können? Diesen Punkt gilt es festzuhalten, denn der gewaltig weite
   Umfang des Dunkelfeldes gäbe uns die Gewißheit, eine nachhaltige
   Ressource anzapfen zu können!

"Was können wir wissen?" wollte später Kant wissen, und wie Descartes
wollte auch er den dunklen Energien metaphysischer Spekulationen
keinen Raum gewähren. Er begriff seine Frage aber mehr in
grundsätzlicher Absicht, wollte sozusagen Regeln für redliches
Denken aufstellen, nicht gleich heißspornig und handgreiflich selber
klarstellen, was Sache ist und was nicht. Mit der späteren Frage "Was
dürfen wir hoffen?" schoß er zwar dann übers selbstgesetzte Ideal
wieder deutlich hinaus, aber er ließ auch Rückschlüsse abstrakterer
Art gelten und postulierte schon die Existenz von Galaxien, als man
noch gar keine sehen konnte. Nicht die Dinge selbst, so folgt daraus,
muß man unbedingt sehen können, denn wichtige Eigenschaften kann man
oft auch indirekt erschließen.

**"Was können wir lernen?" wäre eine Frage, mit der wir auf dem Teppich
   blieben und von der wir uns ein Fortkommen immerhin erhoffen könnten.
   Z.B. mit den beliebten Fortbildungslektionen und der Serie "Schnell
   mal eben ..." (Trick 17-72). Der wahre Umfang der Dunkelmassen ist
   damit leider noch nicht freigelegt! Die Schattenwelt hinter dem Bild-
   schirm birgt vielleicht weitaus mehr hilfreiche Substanz und
   energetische Reserven, als wir bislang zu sehen und zu nutzen gelernt
   haben. Da kommen bisweilen, rätselvoll wie die Dunkelmännerbriefe,
   die "Verlautbarungen" daher und beleuchten auf einmal Sachen,
   die vorher nicht zu sehen waren, aber doch schon existiert haben
   müssen! Schlagender Beweis für die Energien, die da lautlos
   unwahrnehmbar im Verborgenen walten, aber wir wollen doch nicht
   ständig auf das Heil aus diesen Briefen hoffen, sondern selber die
   Lichtschalter finden und wie man sie betätigt. Und wenn nicht dies,
   dann wollen wir doch Symptome erkennen können, aus denen man klare,
   sichere Schlüsse ziehen kann. Kurz: Ohne Leitung eines andern von
   unserem Verstand Gebrauch machen wollen wir können.


Fazit Nummer eins
----------------- aus alledem: Wir sollten Goethes Forderung nach
"Mehr Licht", mit der er sein Alterswerk abschloß, neu beleben,
sollten latente Energien zur Entladung bringen, die den substantiellen
Gegebenheiten zur unverstellten Sichtbarkeit verhelfen oder das
Verborgene abstrakt/indirekt dem Licht des Verstandes aussetzen, so
unsichtbar das Eigentliche auch bleiben mag.
Wir wollen deshalb zunächst Licht werfen auf die dunklen Abläufe
unter dem nur an der Oberfläche hellen Display! Ein neues Zusatzfenster
soll diese Abläufe visualisieren, d.h. man soll alle Programmbefehle
abrollen sehen im Moment ihrer Ausführung, und dazu die Inhalte
der Variablen, von denen das Funktionieren wesentlich abhängt. Fehl-
greifende Metaphern wie "Debugger", die dem einen oder der anderen
hierbei reflexartig einfallen mögen, verdunkeln mehr als sie erhellen,
denn schließlich will man sehen, was ist, und nicht nur das, was nicht
sein soll - das wäre negativistisches Denken.
Wir planen, das ist nun die Essenz, einen Button mit der Aufschrift
"Visual" zu schaffen, mit dem die Visualisierung der bisher so abgrund-
dunklen Dinge ein- und ausgeschaltet werden kann.

Fazit Nummer zwei
----------------- ist die innovative Sichtweise der dunklen Energie als
neuer Kraftquelle. Betonung auf Quelle! "Ad fontes" - Auf zu den
Quellen, der zündende Schlachtruf der Humanisten, der ja auch Luther zu
seiner Großtat anstachelte, der soll uns Richtschnur sein! Wenn die
Programmbefehle sichtbar durchrauschen, *kann* man die Quelltexte nicht
mehr streng als Dunkle Materie belassen, sondern man *muß* sie beherzt
preisgeben zum Besten des Ganzen - Open Source als ultima ratio. Der
gesamte Quelltext, unzensiert und ungeschmälert, am besten als Hörbuch,
auf Twitter oder YouTube oder sonstwie zeitgemäß, nicht dröge als
Anhang zum Handbuch oder so.

Die Taskforce rät zu zeitnaher Inangriffnahme dieser Nüsse von
doch recht hohem Härtegrad...
In etwa genau nach Jahresfrist hoffen wir, ein Stück weiter zu sein
und damit vor den Astrophysikern mal wieder die Nase vorn zu haben.





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