[Allegro] Neutralformat

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fr Dez 9 08:27:57 CET 2005


bibliothek.ettal at t-online.de schrieb:

> Ich habe mir gestern das Neutralformat angeschaut. Dabei sind mir 2 Dinge
> spontan eingefallen:
> 1) Bemerkungen zum Erscheinungsvermerk (im A-Format: #74,75,76):
> #040 2000
> ...
> #360 Routledge$pLondon [u.a.]
> ...
> #860 London [u.a.] : Routledge, 2000
> Befremdet hat mich im Neutralformat die Kategorie #860. Hier wird nochmals
> das eingetragen, was bereits in #040 und #360 steht. Warum? Von Ihnen, Herr
> Eversberg, hatte ich gelernt, dass ein Grundsatz der EDV ist, dass eine
> bestimmte Eingabe nur einmal geschehen soll.
> 
Richtig. Wenn es denn genau dieselbe Eingabe ist!
Nun gibt es aber die Tendenz, Verlage suchbar zu machen. Und sofort 
fällt dann auf, wie uneinheitlich sie in den Büchern stehen und
deshalb auch (vorlagegetreu) eingegeben werden. Die Forderung entsteht:
Verlagsnamen ansetzen! Na gut, aber die Vorlageform muß dann ebenfalls
vorhanden sein - oder man muß RAK in dem Punkt ändern (AACR ist da auch
nicht anders). Fazit: man braucht eine Extra-Kategorie für den
angesetzten Verlagsnamen - das ist wie mit #39 vs. #40 etc.
Die N-Daten sind aus A-Daten entstanden! Da konnten wir nichts anderes
tun als in #360 und #860 dieselben Formen einzutragen. In der Praxis
sollte das dann anders aussehen. Wir haben den angesetzten Verlag
im Körperschaftsbereich angesiedelt, weil in DC unter "Publisher"
der Begriff weiter gefaßt ist und auch herausgebende Körperschaften
mit einschließt. Das Indexieren von Verlagen im Körperschafts-
register erscheint sowieso sinnvoll, weil ja oft eine Körperschaft auch
selber als Verlag auftritt (und z.B. in #75 eingetragen ist).

Das N-Format, FALLS man es für Katalogdaten einführen will, bräuchte
Ausführungsbestimmungen - wie jedes andere Format. Die können dann
analog zu A (bei #39/#40) so aussehen: Die Ansetzungsform des Verlags
auf jeden Fall in #360. Weicht die Vorlageform davon ab, dann diese
zusätzlich in #860. In einer ISBD-Anzeige kann man das dann adäquat
umsetzen - wie im Fall #39/#40. In #860 hätte das gesamte Impressum
in Vorlageform zu stehen - wie in #39 die gesamte Verfasserangabe.
Fehlt #860, kann das Impressum für eine ISBD-Anzeige aus #360 und #040
zusammengebastelt werden.
Wenn Sie MICH fragen: Verzicht auf #860 bis auf unabweisbar wichtige
Fälle. (So wie ich immer für Verzicht auf #39 plädiert habe, das haben
Sie schon richtig mitgekriegt.)

> 2) Auch möchte ich Ihnen ein Unbehagen sagen. Im Presto haben wir als
> Anzeigeparameterdatei d-1.apr und in a99 d-wrtf.apr, um die Titelaufnahme
> rak-gerecht auf dem Bildschirm anzuzeigen. Diese Dateien sind kompliziert
> und sind zugeschnitten auf die Formate wie A-Format etc. Sie müssen es auch
> sein. An ihnen wurde und wird herumgebastelt, um eine möglichst getreue
> Anzeige der Titelaufnahme nach diesem Regelwerk zu ermöglichen. Ich fragte
> mich daher: Haben Sie mit dem Neutralformat vor, sich davon zu
> verabschieden?
> 
Niemand hat die Absicht, sich vom A-Format zu verabschieden. (Irgendwie
klingt das wie ein bekanntes geflügeltes Wort...)
Aber im Ernst: Wir haben N.CFG in der Absicht geschaffen, ein
alternatives Angebot für neue Projekte machen zu können. Es soll konform
gehen mit den "Megatrends" der heutigen Zeit - das steht alles in
dem gestern freigegebenen Papier. Wir haben von Anfang an gesagt:
Das A-Format bleibt Nummer 1 für Katalogdaten im herkömmlichen Sinn.
Es ist weit verbreitet, lange bewährt, und es gibt viele Parameter
dafür.
Es gibt aber Metadaten jenseits der Buch- und Bibliothekswelt! "Dublin
Core" ist nicht mehr als der Versuch, eine minimale Liste von unbedingt
wichtigen Elementen genauer zu definieren, die in allen möglichen
Bereichen vorkommen, wo Dokumente im allerweitesten Sinne beschrieben
werden müssen. DC kann nicht unmittelbar als Format verwendet werden.
Das N-Format versucht, die definierten DC-Elemente in eine Struktur
einzubinden, mit der man eine allegro-Datenbank machen kann. Der andere,
von DC unabhängige Megatrend, FRBR, ist ebenfalls aufgegriffen worden
und in Strukturen umgesetzt. Ob das einigermaßen gelungen ist, das
wird sich erst zeigen müssen. Wir denken momentan, daß N.CFG in diesem
umfassenden Sinn das bessere Angebot ist gegenüber A.CFG. Wir müssen es
aber dem freien Spiel der Kräfte überlassen, was daraus wird. Erst
einmal müssen auch noch überzeugende Parameter her. Diese zu schreiben,
erweist sich aber schon als leichter im Vergleich zu A - doch das
war beim Design ja auch mit intendiert.
SOLLTE sich zeigen, daß alle Welt auf den neuen Zug aufspringen will,
werden wir uns nicht dagegen stemmen oder eine Mauer errichten, um
A.CFG vor dem Ansturm der neuen Zeit zu bewahren. Hier und heute
jedoch geht der Vorhang nicht zu und bleibt diese Frage offen.

B.E.




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