Seid verschlungen, Versionen!

Bernhard Eversberg EV at buch.biblio.etc.tu-bs.de
So Apr 1 11:26:30 CEST 2001


Seid verschlungen, Versionen!
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Zuerst die gute Nachricht:
Neue Regeln fuer Verbesserungen
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In den letzten Wochen jagte wieder ein Improvement das naechste
Release und umgekehrt. Hier noch ein Feature, da noch ein Button, 
ein FLEX-, ein INI-, oder gar ein Manipulationsbefehl. 
Ausdauernd versuchten etliche Experten, die Entw.Abt. in die
Enge zu treiben mit immer neuen Wuenschen, kaum dass die Tinte
trocken war auf der Verlautbarung des Vortages, ja der Vorstunde. 
Leistungen wurden gefordert, die lange fuer jenseits des Machbaren 
galten. Waren aber die neuerlich erhoehten Huerden dann doch 
uebersprungen, wurde ungeruehrt nachgekartet, nachgebohrt und 
draufgesattelt, unter unausgesprochener Drohung des Abwanderns 
zu all den Systemen, die das und dies und jenes seit je 
schon koennen.

Wer immer davon profitiert, die "Normalanwender" sind es nicht,
die klagen immer haeufiger, dass sie kaum noch die Schlusslichter des
in Richtung Gelobtes Land enteilenden Schnellzugs ausmachen koennen,
waehrend die Passagiere, die ihn noch erwischt haben, von Schwindel-
gefuehlen ob der andauernden Beschleunigung befallen werden.

Schon wird der Ruf wieder laut: "allegro" ist viel zu komplex! Statt
dass unter Windows alles ganz einfach wuerde, ist das Arsenal der
Instrumentarien ins Uferlose ausgewuchert, und es nimmt kein Ende.
Ergo: Gegensteuerung tut not!

Im innersten Kreis der Entw.Abt. wurde folgendes Regularium
ausgearbeitet und wird hiermit in Kraft gesetzt:

Ab [Datum von heute] gibt es nur noch dann etwas Neues, wenn 

Entweder
  vorher Konsens erzielt wird ueber die Abschaffung von ZWEI alten
  Dingen, die dann zwecks Verwirrungsverhuetung auch aus allen Hand-
  buechern, News-Ausgaben, Verlautbarungen und Hilfetexten zu tilgen
  sind.  Die Nachweislast liegt beim Vorschlagenden.

Oder, als ultima ratio nur einmal anwendbar,
  wenn Konsens erzielt wird, dass alles NICHT zu komplex ist, 
  sondern ganz wunderbar, und dass man NUR NOCH dieses kleine
  Feature braeuchte und dann aber definitiv NICHTS mehr.
  Um die Herbeifuehrung des Konsens muss sich auch in diesem
  Fall der Vorschlagende kuemmern, bevor die Abteilung aktiv
  werden kann.

Es ist ein Tilgungsregister (natuerlich in Form einer "allegro"-
Datenbank) anzulegen, in dem alle getilgten Dinge nachzuweisen sind,
damit man, wird eines davon neu vorgeschlagen, die Begruendung
nachsehen kann, warum es abgeschafft und was statt seiner
eingefuehrt wurde. Je umfangreicher dieses wird, umso schlanker
und uebersichtlicher wird das Gesamtpaket. Dann wird es eines
Tages sogar schneller gehen, aufzuzaehlen, was "allegro" alles KANN,
statt, wie heute, was es NICHT kann.


Und nun die noch bessere Nachricht
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Versionskontrolle - welch hehres Wort, welch hohes Ziel!
Mit ueber 700 Dateien im Gesamtpaket geraten wir ohne rigide
Kontrollmechanismen ueber kurz oder lang in einen aus dem Ruder
laufenden Schlammmassel. Soviel steht fest.
Gedaechtnis und Disziplin helfen da nicht heraus, da muss eine
Softwareloesung her. Aber was fuer eine?
Das ungute Gefuehl beschleicht einen, vor einer Herkulesarbeit zu 
stehen, vor einem elektronischen Augiasstall sozusagen. Der Mut
will fast schon sinken, da glimmt es als Hoffnungsschimmer auf, dass 
vor kurzem schon einmal im Handstreich die Loesung eines Problems 
gelungen ist, vor dem zuvor, wie vor einem gordischen Knoten, 
jahrelang alle kampferprobten Experten mit blutigen Fingern allerhand 
vergebliche Entdroeselungsversuche aufgegeben hatten. Dabei hatten 
alle das richtige Werkzeug griffbereit gehabt: das blitzende Schwert 
der Exportsprache. Drei Zeilen genuegten, und der Knoten war 
zersprengt! 
Die Lehre, die daraus zu ziehen ist, liegt auf der Hand: 
Wenn groessere Herausforderungen anstehen, dann erst mal nachschlagen 
in den "Sagen des Klassischen Altertums". Diese werden wir, damit 
auch unsere Nutzer damit arbeiten koennen, in RTF-Texte umwandeln und 
ins Hilfepaket integrieren (das Copyright duerfte wohl laengst 
abgelaufen sein). Mit diesem Feature haetten wir dann mal wieder die 
Nase vorn. Aber zur Sache:
Wie war das mit dem Augiasstall? Herakles griff wieder nicht, wie
jeder andere es getan haette, zum konventionellen Werkzeug, zur 
Mistgabel, sondern blickte um sich. Er bemerkte den Bach in der
Naehe, erkannte in ihm die Energieressource und nutzte kreativ das 
Potential der Wasserkraft.
Was heisst das, uebertragen auf unseren Fall? 
Nun, auch hier sollte man sozusagen gar nicht erst mit irgend einer
der Software-Mistgabeln anfangen, die es zu kaufen gibt, sondern 
nach einer Ressource Ausschau halten, die schon da ist und deren 
Potential nur kreativ genutzt werden muss.
Und in der Tat, es gibt diese Ressource! Schon lange liegt sie bei
allen Experten weitgehend ungenutzt herum.
Oder, wie der Dichter zwar nicht sagte, aber gesagt haben koennte:
   Der Stoff, den wir weben,
   voll quirlendem Leben
   will uns entstreben...
   Um Ordnung ringen,
   den Wildwuchs zwingen,
   es muss gelingen!
   Das Chaos ist nah,
   doch Rettung schon da!

... aber das hat Zeit bis morgen. Heute ist doch Sonntag!

MfG B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
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