Überführung von LIDOS Da
Dr. Michael Balk
michael.balk at sbb.spk-berlin.de
Mo Jul 3 11:00:40 CEST 2000
Lieber Herr Berger,
wenn Hamzah und Ain in allen bibliothekarischen Zeichensaetzen sehr
beliebt und vorgesehen sind, ist das ja schoen. Das Problem ist nur:
Hamzah und Ain sind in der Logik der Arabischen Schrift Konsonanten, und
es ist blanker Irrwitz, einen arabischen Konsonanten in der Umschrift
durch etwas anderes als einen lateinischen Buchstaben wiederzugeben. Man
kaeme ja auch nicht auf die Idee, ein arabisches Zahlenzeichen durch
etwas anderes als eine der gaengigen Ziffern auszudruecken. Faenden Sie
es vernuenftig, die arabische 5 in Umschrift durch Bluemchen mit Hachek
wiederzugeben?
Dass Transliterationssysteme inzwischen weitgehend international
vereinheitlicht sind, ist mir bestens bekannt. Die "Neutralitaet", die
in der Verwendung der Diakritika liegen mag, ist jedoch gerade das
Problem. Wenn in einer Originalschrift, die sich meist ueber viele
Jahrhunderte entwickelt und ausdifferenziert hat, der Unterschied
zwischen zwei Buchstaben als essentiall betrachtet wird, haben wir
keinerlei Anlass, diesen Unterschied zu neutralisieren, indem wir etwas
so Unpraktisches wie die Sonderzeichen dafuer verwenden. Nicht nur das
Mittel ist untauglich, auch der Zweck der Aktion steht diametral allem
entgegen, was Sinn macht.
Seien Sie doch bitte so nett und schreiben Sie mir in einer Email einen
Buchstaben mit Ueberstrich, Gravis, Makron, Makron untergesetzt, Punkt
untergesetzt, Hacek und Brevis einmal auf. Nur mal schreiben. Wenn Sie
das hinkriegen (bitte als Email so, wie ich hier schreibe, nicht als
Bildchen), nehme ich alles zurueck.
Die Wahrheit ist, dass viele der derzeitigen Transliterationssysteme
fuer die Maschine nicht tauglich sind. Mit transliteriertem Text muss
man so einfach und unkompliziert umgehen koennen wie mit englischen und
deutschen Texten auch. Sie selbst machen sich diese Forderung zueigen,
indem Sie die deutschen Umlaute ausschreiben (ae oe ue) und das
hoffnungslose ASCII 225 durch ss ausdruecken. (Wieso Sie in diesem
Zusammenhang auf Transkription und die Phonetik zu sprechen kommen, habe
ich nicht verstanden.)
Die Transliterationen muessen den Erfordernissen angepasst werden. Die
Alternative besteht darin, auf die besten Moeglichkeiten der EDV zu
verzichten, um Konventionen zu bewahren, die sich herausgebildet haben,
als noch niemand wusste, was ein Computer ist. Zur Zeit ist die Lage
die, dass die Kataloge sehenden Auges mit Transliteraten zugemuellt
werden, die in ein Chaos fuehren, dessen Ausmass wir erst begreifen
werden, wenn tatsaechlich niemand mehr sinnvoll irgend etwas findet.
Mit besten Gruessen: Michael Balk
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