Capriccio / Statusbericht

Thomas Berger thomas at mpim-bonn.mpg.de
Mi Mai 3 19:05:31 CEST 1995


Liebe AllegrologInnen,

im letzten Newsletter ist ja bekanntlich auch eine Liste von f"ur Kunst-
und Museumsbibliotheken spezifischen Kategorieerweiterungen bekanntgegeben
worden, die jetzt also Bestandteil des 'konsolidierten' Formats sind.

Da schon mehrere Nachfragen kamen, m"ochte ich meinen Wissensstand zu diesem
Komplex preisgeben:

- 'Capriccio' ist der Arbeitstitel f"ur die kunstbibliotheksspezifische
  Erweiterung des A-Schemas. Die Arbeitsgruppe hatte sich spontan nach
  der DBI-Veranstaltung 'allegro-c in Kunstbibliotheken' im Dezember
  1994 in Wolfenb"uttel gebildet um nur dieses zu behandeln. S"amtliche
  Dinge, die Zeit oder Geld kosten (au"ser Bundesbahnfahrkarten), wie
  etwa die Realisierung eines prototypischen Index oder von Anzeigeparameter-
  dateien, waren nicht Auftrag und Ziel der Arbeitsgruppe.
  Also: Capriccio ist ein St"uck Papier, kein Satz von Parameterdateien.

- Hintergrund dieser Selbstbeschr"ankung war unter anderem, da"s auf Basis
  eines gemeinsamen Kategorienschemas und gemeinsamer Ansetzungsregeln (siehe
  den "ubern"achsten Punkt) das Erfassen von Daten sofort m"oglich ist, und
  ebenfalls ein m"oglichst reibungsfreier Datenaustausch zu einem
  sp"ateren Zeitpunkt. Da gerade im Moment eine gro"se Zahl von Museums-
  bibliotheken erst mit dem Einsatz von Datenverarbeitung beginnt, schien 
  es notwendig, diese definitorische Arbeit m"oglichst schnell zu
  leisten.

- Nebenbei: Da der Sacherschlie"sungsbereich in Deutschland viel zersplitterter
  als der formalbibliothekarische ist (und, da von Fachwissenschaftlern
  betrieben, auch viel heiliger), und da die neuen Kategorien in der Grauzone
  der 'formalen Sacherschlie"sungselemente' angesiedelt sind, h"atte jeder 
  Versuch, sich "uber Indexregisterbelegungen zu einigen, das Projekt der 
  Arbeitsgruppe um Wesentliches verz"ogert.
 
- Als Nachtrag zur Arbeitsgruppe bin ich im Moment damit besch"aftigt, eine 
  Sammlung von Beispieldatens"atzen anzulegen, eine Trocken"ubung also, keine 
  prototypische Anwendung (s.o.). Desweiteren wird wohl innerhalb der n"achsten
  Wochen ein kleines Handbuch entstehen, das die Belegung (=Ansetzung) der 
  Kategorien f"ur verschiedene Literaturtypen erl"autert.

Um mit Capriccio zu arbeiten, gibt es in n"aherer Zukunft vier M"oglichkeiten:

- Die Sofortmethode: Man mu"s nur seine $A.CFG "uberpr"ufen, ob dort die
  Eintr"age f"ur #35, #36 und #62 vorhanden sind, dann hei"st's Augen zu und 
  per Freitexteingabe hinein. (Man sieht garnichts, aber alle Daten sind schon
  da und liegen f"ur sp"ater auf der Lauer).

- Frau Steffens vom Stadtmuseum Oldenburg versucht zur Zeit anhand eines 
  'minimal hacks' herauszufinden, ob es sinnvoll ist, mit den neuen Kategorien
  auf Grundlage der verbreiteten Universalindexierung CAT.API zu arbeiten,
  d.h. es soll die bisherige Registerstruktur beibehalten werden, nur
  einige unbenutzte Ecken (Bereich 'A ' im Index 4 f"ur Ausstellungen
  etc.)  sammeln dann speziell Informationen aus den neuen Kategorien.

- Die Kunst- und Ausstellungshalle der BRD wird vermutlich ihr bisheriges, 
  Capriccio recht "ahnliches, Kategorienschema L.CFG auf den neuen
  Standard umzustellen und damit g"abe es dann auch eine Referenzinstallation,
  die von der Indexgestaltung diesen Kunstspezifika breiten Raum gibt.

- Die Kooperation von Bibliotheka Hertziana in Rom, Kunsthistorischem
  Institut in Florenz und Zentralinstitut f"ur Kunstgeschichte in M"unchen
  wird voraussichtlich auf der turnusm"a"sigen Sitzung n"achste Woche
  beschlie"sen, f"ur ihr Kooperationsprojekt dieses Schema zu benutzen. 
  Die Parametrierungen f"ur dieses Projekt sollen nach Fertigstellung
  der "Offentlichkeit (via Braunschweig) zur Verf"ugung gestellt werden.

- Es wird angestrebt, in der zweiten Jahresh"alfte wieder eine Veranstaltung 
  abzuhalten, um unter anderem der 'interessierten Museumsbibliotheks"offent-
  lichkeit' auch einen Austausch "uber die bis dahin stattgehabten Reali-
  sierungen zu erm"oglichen. Eine Ank"undigung wird im Bibliotheksdienst
  erfolgen und vermutlich auch im Verteiler der k"urzlich gegr"undeten
  (wiederbelebten? neugegr"undeten?) Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und
  Museumsbibliotheken AKMB.

Last, und ganz wichtig:

- Es handelt sich immer noch um bibliothekarische Erweiterungen, allerdings
  jetzt um Bestandteile erweitert, Bibliotheken in Einzelf"allen zu 
  erm"oglichen, zu dokumentieren und auch 'Nicht-B"ucher' (gedacht ist
  da beispielsweise an K"unstlerb"ucher und an Originalgraphiken in
  B"uchern) nachzuweisen. Konformit"at mit RAK-AV ist dabei leider nicht
  "uberpr"uft worden, schwerwiegende Konflikte kann ich mir dabei aber
  nicht vorstellen.
  Wer aber seinen Schwerpunkt garnicht auf B"ucher setzt, sondern Sammlungen 
  von Unikaten (bzw. Sammlungen von Reproduktionen/ Abbildungen von Unikaten) 
  katalogisieren will, ist mit einer eher archivalischen Anwendung wie 
  Allegro-HANS (Handschriften, Nachl"asse, Autographen und Sonderbest"ande) 
  besser bedient.
  Kurz gesagt: auch Capriccio ist f"ur Museumsbibliotheken, nicht f"ur
  Museen. Der Weg zu einer alles integrierenden Allegro-Anwendung f"ur
  Information, Dokumentation, Archiv und Bibliothek ist noch sehr weit.

F"ur weitere R"uckfragen stehe ich immer gerne zur Verf"ugung:
Thomas Berger

thomas at mpim-bonn.mpg.de
Tel.: 0228/42 98 078
Fax.: 0228/45 02 53
s-mail: c/o Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
        - Bibliothek -
        Postfach 12 05 40
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