Handbuch-Diskussion

[Bernhard Eversberg]

Der "entschiedene Protest" von Frau Koczian ist, mit Verlaub, typisch
deutsch - was nicht abwertend gemeint ist, eher im Gegenteil.
Amerikaner jedenfalls, hat Kollege Hoeppner kuerzlich gelesen und ist
mir aus eigener Erfahrung gelaeufig, verspueren keinen Bedarf nach
Hintergrundinformation. Knopfdruckanleitungen sind dort ausdruecklich
gefragt, moeglichst gar kein Papier sondern nur online-Hilfe. Die
Idee ist, dass man sich auf die Inhalte voll konzentrieren koennen 
will - die Software als solche ist uninteressant. Ein Nebeneffekt
ist natuerlich, dass man wirklich zum Maschinen-Bediener wird und 
total abhaengig wird von deren Funktionieren bzw. von Leuten, die
ggfls. schnell helfen koennen - das klappt im Ernstfall natuerlich
meistens nicht. Leute mit Know-how sind teuer. Administatoren sind
in den USA darauf geeicht, moeglichst viele Arbeiten auf die 
billigsten Kraefte zu verlagern und die Zahl der teuren zu verringern.
Was im letzten "news" angedeutet wurde, hat hier seinen Hintergrund:
wenn eine Software auch fuer Nicht-Fachleute an der Oberflaeche
durchschaubar und scheinbar ganz einfach ist, ist die Reaktion bei
(in den USA meist nichtbibliothekarischen) Entscheidungstraegern
vorprogrammiert: "dann brauchen wir da keine teuren Kraefte mehr".
Sachverstand in Katalogisierungsfragen? Man ueberninmmt doch Fremd-
daten! Und wenn keine da sind? Wartet man, bis welche da sind.
Und wenn keine kommen? Ach Gott, dann kann das Buch nicht so wichtig
sein, dann macht man das eben "quick and dirty" (sehr beliebtes 
Schlagwort). Der Verbundgedanke ist weniger auf Qualitaet, viel mehr 
auf Ersparnisse ausgerichtet, auf Minimierung von Stueckkosten!
Das hat jetzt ein wenig vom Thema weg gefuehrt, aber solche Denk-
anstoesse koennen nicht schaden, oder?

Gruss, B.E.


Bernhard Eversberg
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