[Allegro] MARC21-XML 700 als EST / bevorzugter Titel eines Werkes

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Mo Feb 8 12:23:53 CET 2016


Am 08.02.2016 um 09:50 schrieb Bernhard Eversberg:

>  > In 98% der Faelle kann man auch mit Bibframe-Beschreibungen gut leben,
>  > da ist kein Verlust gegenueber MARC (plus die Vorteile, die RDF hat).
>  > Und von den restlichen 2% duerfte ein Grossteil auch in MARC nicht
>  > adaequat beschreibbar sein.
> Sie haben da wohl irgendwo den Ariadnefaden verloren und sind dann auf
> die Gegenfahrbahn geraten, denn zu Beginn schrieben Sie:
>  > BIBFrame ist ein RDF-Vokabular. Naturgemaess ist es minimal und
>  > nicht vollstaendig (der Clou ist ja gerade, moeglichst haeufig
>  > andere Vokabulare einzusetzen, die sich "besser auskennen")
> Also wie soll das zusammenpassen? Wenn es für 98% der Fälle gut ist,
> und wir wissen, daß 100% sowieso nie erreichbar sind, dann IST
> Bibframe die Lösung, die wir brauchen, oder hat das Zeug dazu,
> es in wenigen Jahren zu werden. Nehmen Sie mal den Fakt ernst, daß LC
> sich von MARC verabschieden will und dafür Bibframe in Auftrag gegeben
> hat, aber sonst nichts! Man zielt auf Mainstream-Effizienz und auf die
> Metadaten-Communities, die sich mit Mainstream-Tools und -Konzepten
> auskennen und nichts anderes wollen oder verstehen. Denen traut man
> doch ansonsten einiges zu, und Sie auch.

Zum einen habe ich vermutlich nicht deutlich genug zwischen den
verschiedenen moeglichen Bedeutungen von "Bibframe" unterschieden:

* Einerseits ein konkretes RDF-Vokabular, dessen Umfang noch nicht
  bekannt ist, das aber auf jeden Fall durch andere Vokabulare, z.B.
  ein "RDA"-Vokabular oder die "GND Ontology" ergaenzt werden wird,
  wenn es sich mit der Abbildung von unter RDA entstandenen Daten
  befasst.

* Andererseits die Situation, Katalogisierungsdaten als RDF
  abzubilden, wobei das Bibframe-Vokabular die Grundlage sein soll

In der Hauptsache wollte ich aber genau auf den Widerspruch hinaus,
den Sie ansprechen: Wenn wir bislang einen Sachverhalt per
Regelwerk bestimmt haben, den aber nur unvollstaendig oder
widerspruechlich im Datenformat abbilden konnten, dann war das
fuer uns ein Defizit, das von einem zukuenftigen Datenformat
ueberwunden werden wuerde, zudem gab es immer das Workaround
einer Freitextfussnote um noch einmal genau zu erklaeren, was
der Rest des Katalogisats ~eigentlich~ meint. Da wurde dann
allerhand gezaubert (MAB 52x, MARC 505) um das durch Binnen-
Strukturierung wiederum halbwegs fuer Maschinelle Verarbeitung
brauchbar zu machen, und stellenweise gab es ueble Kompromisse
(Gesamttitel ohne Artikel erfassen...)

Das neue Regelwerk will mehr koennen (tendenziell mal wieder
alles), neue Datenformate muessen und wollen damit umgehen,
wegen ihrer strukturellen Einfachheit (kein Problem an sich,
wenn sie flexibel genug sind) sieht man m.E. aber die
prinzipiellen Grenzen besser. Es gibt da diverse Ansaetze,

- z.B. die Regeln aufzuweichen (vgl. dem, was mit Ruecksicht
  auf die MARC21-Einfuehrung aus den RSWK-Ketten die RSWK-
  Folgen mit weicherer Semantik gemacht hat)

- Ansprueche aufzugeben (ein major player hat z.B. vorgeschlagen,
  einfach alle Orte und Verlagsnamen zusammenzuwerfen, weil
  tiefere Strukturierung in RDF nur mit - in dem Fall - anonymous
  nodes geht und die angeblich boese, da unsemantisch seien
  [gleichzeitig wehrt man sich mit Haenden und Fuessen dagegen,
  das "semantischer" zu machen, indem man die Verlage idenzifiziert,
  denn dann muesste man die "ansetzen" und das kann ja keiner
  leisten (wie man einige Jahrzehnte vor dem Aufkommen von
  Normdateien und Internet abschliessend erkannt und entschieden hat)]

- oder massive Redundanzen in der RDF-Darstellung inkauf zu nehmen,
  sich aber - wie von mir angedeutet -  davon zu loesen,
  diese Daten durch Katalogisierer "direkt" erzeugen zu lassen.
  Da ist natuerlich die Gefahr, dass hier zwischen Regelwerk und
  Austauschformat eine fette Luecke entsteht, die durch Software
  (und deren Interne Formate) geschlossen werden muss und gerade
  das im Bibliotheksbereich historisch meist gescheitert ist...

viele Gruesse
Thomas Berger



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