[Allegro] Betr.: allegro-C ab 2016 : An alle allegro-Anwender

Bernhard Eversberg b.eversberg at tu-braunschweig.de
Di Okt 27 12:37:55 CET 2015


Den nachfolgenden Brief der UB-Direktion werden wir umgehend auch auf 
der allegro-Website veröffentlichen.


Betr.: allegro-C ab 2016

Sehr geehrte Anwender des Systems allegro-C,

seit 1980 wird an der UB Braunschweig PC-Software entwickelt. Das heute 
unter dem Namen /allegro-C /bekannte System ist in einem langen Prozess 
entstanden:

·  Einerseits erwuchs vieles aus ständigem Dialog mit Anwendern: schon 
1981 gab es erste Nachnutzer, und bis heute werden im Mailforum Probleme 
diskutiert, Lösungen gefunden und Anregungen für Verbesserungen gegeben.

·  Andererseits hat das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft 
und Kultur (MWK) die Entwicklungsarbeit ab 1991 als „Zusätzliche 
staatliche Aufgabe“ stetig und nachhaltig gefördert.

Von alledem haben viele hundert Anwender bis heute profitiert. Als 
Initiator und Betreuer des Projekts hat unser Kollege Bernhard Eversberg 
all die Jahre die Entwicklung gelenkt und einen Großteil der Konzepte 
und Programme selbst erarbeitet. Zum Jahresende 2015 müssen wir ihn 
bekanntlich in den wohlverdienten Ruhestand entlassen. Damit steht die 
Frage im Raum, wie es mit allegro-C weitergehen wird.

Erfreulicherweise wird Herr Eversberg den Anwendern und Supportern 
weiterhin mit Rat und Tat im Mailforum zur Seite stehen. Darüber hinaus 
hat er schon seit einiger Zeit Vorbereitungen für diesen Übergang 
getroffen, und wir wollen Ihnen mit diesem Brief die für Sie wichtigen 
Punkte aufzeigen.

Bereits im Jahre 2012 wurden die Quellprogramme in C und C++ 
schrittweise als *Open-Source-Paket* freigegeben. Dies hat auch das 
Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur ausdrücklich 
befürwortet und gefördert. An der Dokumentation und der Strukturierung 
der Programme wird noch bis zum Jahresende 2015 gearbeitet, um die 
Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der teilweise schon sehr alten 
Programme zu verbessern.

Mit der Festschreibung der Version 35 zum Jahresende 2015 wird es einen 
umfassend dokumentierten Leistungsstand geben, der auch auf dem 
kommenden Betriebssystem Windows 10eine verlässliche Weiterarbeit 
gestattet. Um es deutlich zu sagen: niemand braucht zu befürchten, 
allegro könne vielleicht auf einmal nicht mehr funktionieren, oder es 
könnten unlösbare Probleme auftauchen!
Das gilt ausdrücklich auch für die RDA-Umstellung: Mit V35 können Sie 
schon die aktuellen, nach dem neuen Regelwerk erstellten Daten 
sekundenschnell aus der DNB Frankfurt abrufen und in Ihrer Datenbank 
nutzen.

Selbst wenn nach 2015 keine Entwicklungen mehr in C und C++ stattfinden 
sollten, obgleich dies mit den offenen Quellprogrammen möglich bleibt, 
ist mit dem *Skriptsystem* (d.h. mit der FLEX-Sprache) ein Weg gegeben, 
neue Funktionen und Leistungen zu programmieren, wie dies auch bereits 
jetzt ohne Zutun der UB Braunschweig geschieht. Dazu sind keine 
tiefgehenden Programmierkenntnisse erforderlich, die Flexibilität des 
Systems bleibt auf diese Weise erhalten und der Funktionsumfang 
erweiterbar. Auf dieser Ebene wurden auch für die aktuelle Version noch 
Verbesserungen des Potentials erarbeitet, ohne an den Kernprogrammen 
etwas ändern zu müssen.

Als wichtiges Element der *Infrastruktur* für Anwender und Entwickler 
wird die UB Braunschweig weiterhin den Web-Server betreiben, auf dem 
auch das Mailforum läuft sowie die Systeme für FTP und SVN. Der 
Austausch von Information und die kollegiale Hilfestellung können somit 
in gewohnter Weise weiterlaufen.

Im Unterschied zu den kostenfrei bereitgestellten Quellprogrammen 
konnten wir das „Gesamtpaket“ der ausführbaren Programme mit allen 
nötigen Zutaten bisher nicht ohne Entgelt zur Verfügung stellen, weil 
wir zur Finanzierung der Entwicklung auch einen Eigenanteil 
erwirtschaften mussten.
Die abschließende, festgeschriebene V35 wird dagegen allen Anwendern 
ohne weitere Zusatzkosten zur Verfügung stehen. Damit wird 
sichergestellt, dass alle mit dem Gesamtpaket V35 noch etliche Jahre im 
gewohnten Umfang werden weiterarbeiten können – so wie schon seit langem 
viele Anwender mitVersionen arbeiten, die seit 10 und mehr Jahren nicht 
erneuert wurden. Wir empfehlen Ihnen, solche alten Installationen zu 
aktualisieren, um beim Wechsel auf neue Windows-PCsproblemlos 
weiterarbeiten zu können.

Auch falls es kein Gesamtpaket V36 geben wird, bleibt das Erneuern und 
Aktualisieren einzelner Programme und Dateien, wie etwa der Umwandlungs- 
oder Indexparameter oder der FLEX-Skripte und Hilfetexte jederzeit 
problemlos möglich. Die Funktion und die Vorkehrungen dafür sind schon 
vorhanden, Kompetenz aus der UB Braunschweig wird dazu nicht benötigt. 
Auch neue strukturelle Anforderungen werden auf dieser Ebene umgesetzt 
werden können.

Die letzte größere Komponente der Entwicklung ist eine inzwischen 
fertiggestellte VuFind-Implementierung auf der Basis von VuFind 2.3. 
Darin können übrigens auch andere Ressourcen eingebunden werden, wie 
etwa der „findex“ des GBV. Somit haben Anwender die Möglichkeit, ihren 
OPAC in der Form eines modernen „Discovery Systems“ anzubieten (statt 
des Windows-OPACs „alcarta“), für die interne Arbeit aber bei der 
gewohnten und bewährten Oberfläche a99 zu bleiben, die ja auch schon 
jetzt ein sehr bequemes und schnelles Abrufen von Datensätzen aus DNB 
und GBV gestattet.

Neben dem Windows-Programm a99 wird auch die neue, rein browserbasierte 
Web-Oberfläche a35 in vielen Fällen eingesetzt werden können, wie es 
hier und da schon jetzt geschieht. Auch diese Oberfläche ist mit FLEX 
modifizierbar und ausbaufähig, also ohne Programmierung in C und C++. 
Hier hat es in den letzten Monaten noch Erweiterungen gegeben.

Uns ist bekannt, dass schon viele Anwender zu anderen Systemen 
„migriert“ sind, meistens im Zusammenhang mit einem Verbundbeitritt. 
Zugleich bleiben viele aber noch immer auf ein kostengünstiges, eigenes 
Lokalsystem angewiesen. Ein solches wird /allegro-C/ sicher noch etliche 
Jahre bleiben, bis die entstehende, von der DFG angestoßene CIB 
(Cloud-basierte Infrastruktur für Bibliotheken) zu arbeiten beginnt und 
für Bibliotheken aller Sparten zu hoffentlich günstigen Bedingungen 
zugänglich wird. Denn absehbar wird die globalisierte, elektronische 
Medienwelt Realität, und isolierte Lokalsysteme werden dann rapide an 
Bedeutung verlieren.

Die Version 35 von allegro-C ist daher kein Abbruch einer langwährenden 
Entwicklung, sondern ein erfolgreicher Abschluss, inmitten von Umbrüchen 
im Aufgabenspektrum und im Selbstverständnis der Bibliotheken, einem 
tiefgreifenden Paradigmenwandel also, der weniges unberührt lassen wird 
von allem Vertrauten und Bewährten. Wir sind jedoch überzeugt, dass die 
bewährte Software allegro-C in der bevorstehenden Übergangszeit die noch 
benötigten Dienste sehr gut wird erfüllen können.

gez. Katrin Stump, Direktorin der UB Braunschweig
27.10.2015




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