[Allegro] Zum Thema GND, 2+3: Wesen und Struktur

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fr Mär 30 12:21:56 CEST 2012


Am 30.03.2012 10:53, schrieb Thomas Berger:
>
> Ich weiss nicht, aus welchen Quellen Sie Ihre Belehrungen schoepfen,
> aber viel davon reflektiert die Denkwelt von etwa 1990 und nicht die
> heutigen Auffassungen, die zur GND gefuehrt haben.
>
Das ist wieder so ein Pauschalurteil in bekannter Manier ("Schnell
fertig ist die Jugend mit dem Wort"), für das Sie die Belege dann im
wesentlichen doch schuldig bleiben. Niemand hindert Sie aber, Ihren
besseren Überblick in einer wirklich zeitgemäßen und sodann
hochwillkommenen Belehrung gemeinverständlich auszubreiten.
Meine ziehe ich dann zurück und beschränke mich auf's praktisch
Machbare, auf das ich eh nur hinauswill und zunächst eine gewisse
Basis zu legen gedachte, die nicht gar zu irreführend sein sollte.
Je nun, Mißerfolge sollen auch anspornen können.

> Mag sein, dass Sie hier eine speziell fuer die restringierte
> Erfahrungswelt und Befindlichkeit von Formalerschliessern in Verbuenden
> aufbereitete Sicht der Dinge wiedergeben, die GND-Einfuehrung
> /reagiert/ auf geanderte Schwerpunktsetzungen, diese sind dem
> Publikum m.W. aber noch nicht vermittelt worden (auf hunderten
> Vortraegen und Artikeln in den letzten 15 Jahren durchaus, die
> "normativen" Dokumente sind aber geblieben, d.h. wer nicht hoeren
> wollte, der brauchte auch nicht).
>
> Im einzelnen und ohne Anspruch auf Vollstaendigkeit:
>
Sie haben ja in vielem recht. Ihre umfänglichen Ausführungen zeigen
nachdrücklich, auf was für eine komplexe Materie man sich da einläßt.
Und das zugleich mit den Regelwerks- und Formatumstieg.
Ob das angesammelte Erkenntnisgut nun in einer den "Dingen an sich"
angemessen Weise überzeugend zum Durchbruch und einem wirklichen
Wissensmanagement entscheidend näherkommt, scheint unter all den
gegebenen Prämissen zumindest nicht extrem aussichtsreich.
Wer die Gesamtsituation mit heutigem Anspruch und Durchblick
überschaut, könnte sogar verzagen. GND verbessert zwar das
Potential der Daten, aber zunächst nur theoretisch, die Inhalte sind
ja erst mal dieselben. Ohne Integration mit VIAF wird's kaum weit
vorangehen, doch VIAF, andererseits, ist ohne GND zustande gekommen.

>
>> 2. Was sind und was sollen Normdaten?
>> -------------------------------------
>> Normdaten sollen Benennungen festlegen, also Namen oder Bezeichnungen
>> für Gegenstände der Anschauung und des Denkens, für Begriffe und
>> Personen, Körperschaften, abstrakte Vorstellungen, Themen, Ideen,
>> Konzepte, Werke, Geographische Regionen. Jede benennungsbedürftige
>
> Wenn nicht falsch, doch zumindest fragwuerdig, weil es sich so
> liest als ginge es um die Benennungen, die wir als "Ansetzung"
> kennen.

Ja, das scheint oft so gemeint zu sein. Natürlich muß man
auseinanderhalten, und ich dachte das versucht zu haben, zwischen
dem "Ding an sich", bekanntlich stets unsicht-, wenngleich benennbar,
der unter mehreren zu bevorzugenden Benennung (preferred name) und dann
deren Schreibung (Ansetzung, die ja der nackten Benennung auch noch
Elemente hinzufügen kann). Und nur um letztere geht's doch
*in unserem Kontext*! Höhere Ansprüche als das Einbringen von
brauchbaren, normierten Benennungen in unsere Register und ein paar
Synonymen etc. können wir doch in unserem bescheidenen Rahmen gar nicht
bedienen. Komplexe semantische Struturen abbilden und funktionabel
machen im Wissensqualm des Netzes? Naja, good luck. [Google setzt ja
entschieden mehr auf Statistik als auf Normierung. Uns ist ein solcher
Weg mangels Datengrundlage u.a. nicht gegeben. Das nur nebenbei.]
Aus dieser zugegeben wenig ambitionierten Sicht führen Ihre
weiteren Bemerkungen zu kaum einem verwertbaren Resultat, auf dem
Hintergrund der realen Möglichkeiten des Bibliothekswesens wie auch
des Komzepts allegro, so deprimierend man das empfinden mag.

Nur noch zu ein paar Einzelheiten:

 > Wieso denken Sie, dass der XML-Zeichensatz kein "<" oder ">" kennt?

So habe ich das weder gedacht noch gesagt noch können Sie ernsthaft
glauben, ich hätte das so gemeint.

Und:
 > ... fuer die zugehoerige
 > Ansetzung interessiert sich allerdings eher niemand, bzw. die kann
 > man ja von id.loc.gov oder VIAF erfragen...

Vom manuellen erfragen müssen will man ja eben wegkommen und die Daten
programmtechnisch interoperabel machen. (Wem sage ich das?)

 >>   einer 035. Software kann jederzeit daraus die URI fabrizieren.
 > Klar. Sie muss nur wissen wie.
Das ist es ja eben! Das "wie" kann sich ändern. Und dann sieht die URI
alt aus. Eine Änderung in der Software behebt das Problem, statt daß
man Millionen URIs änderte - was ja sonst fällig würde, und auch
da muß man wissen wie. (Wem sage ich das?)

 > Aber auch GKD und SWD enthielten "-" in den Identnummern und waren
 > daher in allegro nicht direkt nutzbar (dort nur Buchstaben und
 > Ziffern erlaubt).
Den Bindestrich können Sie da doch weglassen, die letzte Ziffer ist
nicht signifikant. Und über die weiteren Möglichkeiten der allegro-
Parametrierung muß ich Sie doch nicht aufklären.


B.Eversberg



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