[Allegro] Himmelfahrtskommando '08 : Gezeitenkräfte nutzen!

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fr Mai 2 11:26:51 CEST 2008


Himmelfahrtskommando '08 : Gezeitenkräfte nutzen!

Die Vb.205 hat alles schon knapp mitgeteilt.
Wer nur ganz schnell und nüchtern das Allerwichtigste wissen will,
installiert V28.3 und gibt ein:  h marc  bzw.  h aiaqs

Hier informieren wir nur über Beweg- und Hintergründe.

Die Entwicklungsabteilung scheint mitunter einer Devise anzuhängen,
die auf den ersten Blick konservativ anmutet:
"Lasset uns am Alten, so es gut ist, halten!"  (G. Keller)
Darin liegt moderate Aufgeschlossenheit im Vergleich zum Defätismus,
mit dem Modernisten gerne sagen "If it ain't broke, don't fix it" -
denn besagte Devise impliziert ja doch, das Alte durchaus auch dann
mal zu verwerfen, wenn es NICHT kaputt ist, sondern weniger gut als
als das Neue.

Hingegen erkannte schon der scharfsichtige William Shakespeare:
(im Julius Caesar, 4. Akt, 3. Szene)

    There is a tide in the affairs of men which,
    taken at the flood, leads on to fortune,
    omitted, all the voyage of your life
    is bound in shallows and in miseries. (*)

Und W.S. ist eine Art allegro-Schutzpatron (weshalb die DemoBank zu
großen Teilen aus einschlägigen Titeln besteht). Wir geben daher schon
was drauf, wenn er solches schreibt, und sind sicher, daß ihm nicht
die Hingabe an das blinde Wechselspiel der Moden vorschwebt,
sondern daß er zum klugen Bewerten und Ausnutzen neuer Megatrends
raten will.

Von einer Flut zu neuen Ufern sich tragen lassen, das bedeutet aber nun
mal zwangsläufig auch ein Preisgeben von vermeintlich guten, alten
Gemeinplätzen und liebgewordenen Vorurteilen. XML ist so eine Flut, und
es ist eine, die stetig und mit Urgewalt anschwoll und bald alles
wegzureißen droht, was nicht freiwillig diesem "mainstream" sich
überantwortet. Objektiv ist XML an spitzkantiger Aufdringlich- und
geschwätziger Schwülstigkeit kaum zu überbieten - manchmal erblickt
man in seinem Stacheldrahtverhau kaum einen Inhalt - aber wann waren
Schöpfungen von Komitees schon mal elegant, schlank, windschnittig,
effizient, unaufdringlich? Es gibt da eine Meinung, die King James
Bible sei das einzige Meisterwerk, das je von einem Komitee geschrieben
wurde. Und dazu die Vermutung, große Teile davon seien in Wahrheit von
W.S.! Andererseits ist dessen Identität nach wie vor rätselvoll - ob
vielleicht eine ganze Gruppe seine Werke geschrieben hat? Aber das
alles muß hier außen vor bleiben, wir werden's eh nicht lösen. Lösen
müssen wir uns aber wohl von gewissen Vorurteilen gegen XML. Stoppen
kann man diese Flut nicht, aber sie mit pragmatischem Kompromiß
nutzen, Klippen und Untiefen umschiffend.

Langer Rede kurzer Sinn: Unsere XML-Unterstützung kann, soll und wird
zwar nicht zu einer internen Verwendung von XML-Strukturen führen, aber
etwas mehr kann und soll schon noch getan werden. Das Produzieren von
XML-Output geht dank des Komfort-Exportmenüs ohne große Mühe, aber was
rauskommt, ist ja nur eine spitzklammrige Bemäntelung der internen
Datenstruktur mit ihren proprietären Feldnümmerchen, womit einem da
draußen in den rauhen Böen des XML-Fahrwassers noch nicht unbedingt
viel gedient ist. In diesem Dilemma trifft die XML-FLut mit einer
anderen zusammen, die sich nun - als Nachwirkung des sog. Nikolaus-
Beschlusses von 2001 - über Deutschland ergießen soll: MARC21. Es geht
folglich darum, sich draußen im Tosen der Elemente einen geeigneten
Wettermantel umhängen zu können, während man drinnen für seine inneren
Angelegenheiten ungerührt der alten Devise frönen kann, siehe oben.

Es gibt einen auf XML gegründeten Standard der LC namens MARCXML:

   http://www.loc.gov/standards/marcxml/

Der liefert seinerseits auch nichts anderes als eine zackenstachlige
Vermummung von ansonsten unverändertem MARC, aber damit können weltweit
doch mehr Personen und Programme etwas machen als mit allegro-Daten
des A- oder auch N-Formats. Viele Programmierer beherrschen XSLT, und
wenn sie MARCXML in die Finger bekommen, werden sie zutraulich. XSLT zu
beherrschen ist kein Kinderspiel - eine gute Doku hat über 1000 Seiten,
da KANN man nicht erwarten, daß seine Beherrscher darüber hinaus noch
viele andere Dinge gut beherrschen. Wir müssen ihnen in ihrer selbst-
auferlegten Unbeweglichkeit also entgegengehen. Wir wollten deshalb,
und passenderweise zu Himmelfahrt, wo es sich schon mal in so seltener
Weise paart mit dem Tag der Arbeit, eine Exportparameterdatei machen,
die MARCXML erzeugt. Und wir haben auch konkret was im Auge, was wir
damit dann selber anstellen können, dazu aber später mehr, wenn's denn
dazu kommt.

MARCXML.APR liegt bereit, damit sich's aber lohnt, auch noch eine
MARCTXT.APR dazu, mit identischem Aufbau! Die Dateien enthalten alle
nötigen Hinweise. Die zweite ist besonders geeignet, mit dem freien
Hilfsprogramm MARCEDIT eingelesen und verarbeitet zu werden:
    http://oregonstate.edu/~reeset/marcedit/html/index.php

Das alles stellen wir jetzt erst einmal in den Raum und den Anwendern
anheim, sich der neuen Werkzeuge zu bedienen.
Mehr:  h marc  eingeben.


Web a.99 : "aiaqs" erweitert Zugriffsraum nahtlos auf ganzes Internet
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(= allegro Internet-Abrufe quer und schnell)

Noch eine andere Kleinigkeit wurde endlich mal eingebaut - so ein
Himmelfahrtstag-der-Arbeit ist lang: Dateien, die irgendwo im Internet
liegen, kann man heute fast so leicht benutzen wie eigene Dateien auf
dem eigenen PC: über das HTTP-Protokoll. Das wird ausgenutzt von einem
neuen FLEX-Befehl:

get I url

Anschließend steht die Datei in der IV, wenn sie nicht größer ist als
250000 Byte. Mit "if no" kann man checken, ob sie größer ist.
Alle Einzelheiten werden in Vb.205 stehen, verfügbar sein wird die
Funktion in V28.3.
Die "url", das versteht sich, kann eine dynamische sein, also eine
virtuelle Datei. Etwa das Ergebnis einer Datenbankabfrage.
Andererseits ist auch mit der Form  file:///x:/...  der Abruf von
lokalen Dateien möglich, doch die kriegt man auch mit  var Fname.

Desgleichen ist es möglich, dem "open"-Befehl statt eines normalen
Dateinamens eine URL zu übergeben. Diese kann ebenfalls mit http://
oder mit file:/// oder auch ftp:// beginnen. Danach kann man mit
"get" ganz normal daraus lesen.

Beispiel: Nehmen Sie in Ihrem Katalog irgendeinen Datensatz, der
eine #87 mit ISBN hat und Erscheinungsjahr vor 1995. Dann geben Sie
ein:  X vkg.  Der FLEX vkg.flx holt den passenden Datensatz aus dem
VK und zeigt ihn an - ohne Browser, ohne Zack, ohne Z39.50, nur
mit avanti. Wie das geht, steht in vkg.flx als Kommentar.
Allgemeiner kann man auch ein Blättern in den Registern des VK
ermöglichen:  X vks  eingeben.
Hiermit soll NICHT gesagt sein, daß der VK immer noch ein tolles
Instrument sei und es soll NICHT ein ganz neues OPAC-Modell
vorgeschlagen werden, sondern es wird mit diesen FLEXen nur
exemplarisch die neue Internet-Zugriffsart vorgeführt.

Mehr zu "aiaqs" : h aiaqs  eingeben, nach Installation von V28.3
(Die phonetische Namensgleichheit mit AJAX ist rein zufällig: weder
ist JavaScript beteiligt noch gar XML, die Sache ist erheblich
einfacher. Tut aber, recht betrachtet, etwas gar nicht so Un-
ähnliches wie AJAX, hm...)

Den FLEXperten wird es nicht entgehen, daß hierin ganz nette Möglich-
keiten liegen. Wie immer bei Neuerungen ist dabei dennoch Augenmaß
gefordert, und so empfiehlt sich eine neue Devise (die bei Licht
besehen die alte nicht aufgibt, sondern einschließt):
"Lasset uns des Neuen, so es taugt, erfreuen."
(G. Keller setzte, nebenbei, seinen Vers etwas vorsichtiger fort:
"Aber auf dem alten Grund Neues schaffen jede Stund." Da liegt der Ton
immer noch auf dem Alten und dem eigenen Erarbeiten des Neuen - in
einer Sturzflut von Neuerungen, von der man sich hinwegtragen läßt,
sieht G.K. im Gegensatz zu W.S. keine verlockende Chance.)

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(*) [Sinngemäß könnte man so sagen:]
Gezeiten wogen in der Welt Geschäften, die,
bei Flut getroffen, leicht zum Reichtum tragen.
Verfehlt, zerstreu'n sich bald die Früchte deiner Mühen,
wert nicht mehr, danach zu fragen.


Schlägt man bei Schlegel nach und Tieck,
sieht man sie unentschieden schwanken,
deutsche Verse reimlos ranken,
wie hoch die Flut auch immer stieg:

1.
Der Strom der menschlichen Geschäfte wechselt;
Nimmt man die Flut wahr, führet sie zum Glück;
Wo nicht, geht unser schwimmend Gut verloren.

2.
Es gibt Gezeiten für der Menschen Treiben;
Nimmt man die Flut wahr, führt sie uns zum Glück,
Wo nicht, verlieren, was zur See wir wagten.

http://www.nio.uos.de/lit/gb_text.php?autor=Schlegel%2C+A.&werk=Julius+C%26auml%3Bsar





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