[Allegro] Enthuellungen des Jahres
Bernhard Eversberg
ev at biblio.tu-bs.de
Fr Aug 25 13:40:38 CEST 2006
Zuvorkommend, wie wir sind, haben wir einen Tag früher als die Stadt
Braunschweig unsere Enthüllung des Jahres (die V26.8) vorgenommen.
Über das neueste Schloss Europas, wenn nicht des Erdballs, verfügt
ab morgen, den 26.8.2006, Braunschweig. Hier sieht man im Zeitraffer,
wie es entstand:
http://www.braunschweig.de/stadtportrait/ansichten/webcam_baustelle_archiv.html
Ein paar Anmerkungen für die historisch interessierten unter unseren
Lesern sind dieserhalb angezeigt.
Wer bei der (historisch freilich noch nicht auslotbaren) Enthüllung
dabeisein will, muß sich morgen abend einfinden, wenn der jetzt noch
verhangene Portikus:
http://www.braunschweig.de/stadtportrait/ansichten/webcam_baustelle.html
dann um 21:00 mit Pomp und Gepränge der Öffentlichkeit vorgestellt und
der Innenstadt damit ein neues - ein an ihr altes erinnerndes - Gesicht
gegeben wird. (Auch das ganze Umfeld wurde weiträumig umgestaltet,
jedoch nicht in altem Stil. Wohnungen und Lokale mit Schlossblick
erfuhren schon erkleckliche Wertsteigerungen...)
Im Frühjahr 2007 wird dann der gesamte Komplex (der Schlosskoerper ist
einer Konsumentenzentrale vorgelagert) fertiggestellt und seiner Nutzung
zugeführt, wobei einige städtische Einrichtungen, und zwar nicht
zuletzt ÖB+Stadtbibl.(!), Archiv und Standesamt, hier eine neue Bleibe
finden sollen. Wir hatten vor Jahren schon angedeutet, in diesem
bedeutsamen Jahr ein Expertentreffen ausrichten zu wollen! Das
war kein Scherz gewesen, wir kommen darauf noch zurück.
Um aber gerecht zu sein: es handelt sich nicht um einen schlichten
Neubau, der nur wie ein Schloß anmutet, es wurden vielmehr eine Menge
alte Teile ausgegraben (sie waren mit einiger Sorgfalt bestattet
worden), gereinigt und in die wohl zu Recht berühmte klassizistische
Fassade wieder eingefügt, bautechnisch keine geringe Leistung. Man wird
das genau erkennen. Die neuen Steine, kongenial gemetzt, kommen aus dem
Elbsandsteingebirge, Steinmetzarbeiten (u.a. korinth. Kapitelle) wurden
in Pirna ausgeführt. Hier ein Bericht dazu:
http://www.presse-service.de/static/62/623931.html
Immerhin, das aber nur als Marginalie, zeigt sich an dieser Sache
erstmals ein Nutzeffekt der R-Reform: Wenn jetzt "Schloss" geschrieben
wird, ist das neue, nachgemachte gemeint, mit "Schloß" dagegen kann man
sich auf das alte, verschwundene beziehen. Der geräumige Vorplatz wird
"Schlossplatz" heißen, nicht "Schlossparkplatz", wie es die Grünen
wollten, um an den vormaligen Schloßpark zu erinnern, der dem neuen
Bauwerk weichen mußte und betrauert wird von denen, die nur den Park
und nicht das frühere Schloß kannten. Zu leicht hätten Fremde sonst
hinterher "Schloss-Parkplatz" verstanden, was keinesfalls zuträfe.
Die Schlossgegner/Schlossparkfreunde haben hier ihre
Adresse:
http://www.schlosspark-braunschweig.de/
(Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, daß in zwei Wochen die OB-Wahl
stattfindet, und der jetzige, erneut kandidierende OB derjenige ist,
der diesen Rückbau ins Werk gesetzt hat und dann morgen quasi als
Schlossbauherr einer begeisterten Menge "ihr" 1960 abgerissenes Schloß
zurückgeben kann, wenn auch nicht als die Ruine, die es damals gewesen
war. Die Entscheidung für den Bau fiel mit einer Stimme Mehrheit im Rat.
Der Abriß war 1959 beschlossen worden, mit genau gleich großer Mehrheit,
nur von der anderen Seite. Immerhin, und in diesen Zeiten einer
Bemerkung wert: für die Stadt kommen nicht etwa neue Schulden aus
der Sache heraus, sondern man schreibt schwarze Zahlen.)
In diesem Sinne: man sieht sich 2007!
B. Eversberg
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