Überführung von LIDOS =?iso-8859-1?Q?Da

Dr. Michael Balk michael.balk at sbb.spk-berlin.de
Do Jun 29 16:11:13 CEST 2000


Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist eine gute Nachricht, dass die Bibliotheken des Orient-Instituts
der Deutschen Morgenlaendischen Gesellschaft in Beirut und Istanbul
LIDOS durch ALLEGRO ersetzen werden. Bei den von Herrn Dr. Lemke
erwaehnten Schwierigkkeiten handelt es sich offenbar wesentlich um die
in der Datenbank verwendete Umschrift der Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft. Es ist dringend zu empfehlen, diese Umschrift nicht weiter
zu verwenden.

Der Verfasser dieser Nachricht ist seit 1994 in der hiesigen
Ostasienabteilung unter anderem mit der Transliteration
nichtlateinischer zentralasiatischer Schriften wie Tibetisch, Mongolisch
und Uigurisch befasst. Die ueblichen Umschriften verwenden gern
sogenannte Sonderzeichen (Diakritica) wie Punkte, Striche, Wannen,
Haceks und Aehnliches, die teils ueber, teils unter lateinische
Buchstaben zu schreiben (bzw. zu denken) sind. Diese Diakritica sind
gewoehnlich durch (standardisierte) ASCII-Werte kodiert, die im oberen
Bereich der Tabelle liegen. Das Problem bei unserem Katalog liegt darin,
dass diese oberen Werte fuer chinesische Schriftzeichen benoetigt werden
und daher nicht fuer Sonderzeichen zur Verfuegung stehen. Daraus ergibt
sich zwingend die Notwendigkeit, auf Sonderzeichen bei der Umschrift
nichtlateinischer Alphabete zu verzichten. 

Ein weiterer Grund, von Sonderzeichen abzuraten, liegt darin, dass sie
im allgemeinen nicht retrievalfaehig sind. Sie werden bei der Erstellung
der Indices in der Regel herausgespielt und verlieren dadurch ihre
distinktive Funktion. Im Falle des Arabischen liegt der Fall so, dass
zur Wiedergabe der 28 Konsonanten des Alphabets von den 26 zur
Verfuegung stehenden lateinischen Buchstaben nur 18 verwandt werden. In
der DMG-Umschrift sieht das Alphabet naemlich so aus:

- b t t g h h d d r z s s s d t z - g f q k l m n h w y

Der erste und achtzehnte Buchstabe (Aliph und Ain) wird ueberhaupt nicht
durch einen Buchstaben, sondern durch Apostroph und ein Spezialzeichen
ausgedrueckt, das ich hier nicht schreiben kann. Die uebrigen Buchstaben
sind diakritische Varianten der 18 Grundbuchstaben b t g h d r z s g f q
k l m n h w y. Dies bedeutet, dass die Zugriffssicherheit
(retrievability) in einem normalen Katalog bei lediglich 64 Prozent (18
von 28) liegt. Ich kenne kein Transliterationssystem, bei dem dieses
Verhaeltnis unguenstiger ist als im Arabischen.

Da die meisten orientalischen Schriften mehr Buchstaben aufweisen als
das lateinische Alphabet, empfiehlt es sich, zum Zweck der
Unterscheidung Buchstabenkombinationen zu verwenden. Dieses Verfahren
ist selbstverstaendlicher Teil unserer Schifttradition (vgl. englisch ch
th sh, deutsch ae oe ue sch, polnisch sz cz und so weiter). Das
arabische Alphabet liesse sich zum Beispiel auch folgendermassen
wiedergeben:

v b t th j xh kh d dh r z s sh sx dx tx zx c qh f q k l m n h w y

Die Eroeffnungssure des Koran wuerde sich dann unvokalisiert wie folgt
darbieten:

vl-xhmd l-lh rb vl-clmyn : vl-rxhmn vl-rxhym : mlk ywm vl-dyn : vyvk
ncbd w vyvk nstcyn : vhdnv vl-sxrtx vl-mstqym : sxrtx vldhyn vncmt clyhm
qhyr vl-mqhdxwb clyhm w lv vl-dxvlyn

Vokalisiert:

val-xhamdu li-llahi rabbi vl-calamiyna : vl-raxhmani vl-raxhiymi :
maliki yawmi vl-diyni : viyyavka nacbudu wa viyyavka nastaciynu :
vhdinav vl-sxiratxa vl-mustaqiyma : sxiratxa vlladhiyna vancamta
calayhim qhayri vl-maqhdxuwbi calayhim wa lav vl-dxavliyna

Ich gebe zu, dass sich das etwas ungewoehnlich liest, aber das ist eine
Frage der Gewohnheit (und auch nur ein Vorschlag). Aber immerhin erhaelt
man eindeutige Stichwoerter und somit brauchbare Indexeintraege. Die
DMG-Umschrift bietet dies, wie ausgefuehrt, nur eingeschraenkt. Nach
meiner Ueberzeugung sollte man entweder Originalschriften oder
Umschriften ohne Sonderzeichen verwenden.

Dr. Michael Balk
Staatsbibiothek zu Berlin
Ostasienabteilung
Referat Zentralasien
Potsdamer Strasse 33
10772 Berlin




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