Ihre e-mails vom 24.v.M. und 2.d.M.
Bibliothek
bibliothek at dhi-paris.fr
Do Dez 2 16:23:22 CET 1999
Sehr geehrter Herr Dr. Boemelburg,
ich komme leider erst heute dazu, Ihnen für Ihre og. e-mail vom 24.v.M. zu
danken, mit der Sie mich freundlicherweise auf ein Werk von Hubert Orlowski zur
polnischen Wirschaftsgeschichte in der Neuzeit aufmerksam machen. Der Titel ist
seit dem Erscheinen bei uns vorgemerkt worden, insbesondere auch, weil wir schon
andere Veröffentlichungen des Autors haben.. Wir haben aber anderen
Veröffentlichungen aus dienstlichen und wirtschaftlichen Gründen bei unserer
Bestandsvermehrung den Vorzug gegeben. Außerdem beruhigten wir uns mit dem
Gedanken, daß Sie das genannte Werk in Ihrer eher für die Anschaffung
einschlägigen Bibliothek führen würden und, daß wir, ebenso wie andere, es auch
über Ihren WWW-Katalog, bald aber auch über den von Ihnen angeregten VK würden
zumindestens bibliographisch-bequem auffinden können.
Überrascht und erschreckt hat mich hingegen Ihre Bemerkung, das Werk von H.
Orlowski "sei in keiner der 'schlampigen Ostidiome' gehalten, sondern ordentlich
in deutscher Sprache verfaßt." Aufgrund vieler Gespräche mit Kolleginnen und
Kollegen aus den osteuropäischen und angrenzenden Staaten, aus hinreichender
Kenntnis der in diesen Kulturländern entstandenen Literatur weiß ich, daß die
slavischen Sprachen linguistisch hoch diffenziert, grammatisch bestens
strukturiert und lemmatisch sehr reich sind. Ihre Qualifikation ist deshalb fehl
am Platz, ganz abgesehen von ihrer desavouierenden Tendenz. Mag sein, daß Ihnen
als Lateiner, der sich mit seiner Fesstellung "slavica non leguntur" auf eine
bemerkenswert entwaffnende Weise offenbart, hier etwas unter das Rubrum "Retro"
geraten ist (unter dem Sie Ihre og. e-mail vom 24. v.M. firmieren liessen), das
sich nur durch Ängste und Befürchtungen am Ende dieses Jahrtausends erklären
läßt, wenn der Blick zurückgelenkt wird, nicht nur zu den slavischen, sondern
auch zu den lateinischen Anfängen des großartigen Landes, das Ihnen soviel
Gastfreundschaft schenkt. Ich empfehle deshalb angelegentlich, die Ausstellungen
zu besuchen, die in den nächsten beiden Jahren in Gnesen, Krakau und Warschau zu
"Europas Mitte um das Jahr 1000" gezeigt werden und an deren Zustandekommen ich
mich in einem bescheidenen Umfang beteiligen darf.
Nun noch zu Ihrer 2. e-mail betr. die Anfrage von Herrn Szarota. Wir senden
Ihnen mit gleicher Post eine Kopie des gewünschten Artikels von M. Grunewald zu,
der in dem gen. Werk in Band 1 erschienen ist. Solllten Sie die Sendung nicht in
einigen Tagen erhalten, bitte ich um Reklamation.
Schließlich noch eine Bitte, senden Sie Ihre künftigen Briefe doch bitte gleich
an mich direkt adressiert. Wir haben bei uns soviele, nicht selten wechselnde
"Kolleginnen und Kollegen", daß wir uns immer erst durchfragen und beraten
müssen wer wohl von Ihnen mit Ihrer kollektiven Anrede gemeint sein kann.
Mit freundlichen Grüßen und der Versicherung, jederzeit zu Gedankenaustausch und
Amtshilfe bereit zu sein, Ihr
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