Allegro unter Linux

Hans-Ulrich Kamke kamke at berlin.snafu.de
So Jul 14 18:36:10 CEST 1996


Liebe Liste,

da wahrscheinlich nur wenige die Newsgruppe "DE.COMP.OS.LINUX.MISC" lesen,
moechte ich hier mal einen Teil aus 
einer Diskussion um Allegro weiterverbreiten, zumal ich wahrscheinlich der
"Uebeltaeter" bin, der dort die Diskussion angezettelt hatte, nachdem in der
Gruppe die Frage nach einem kostenguenstigen Bibliotheksystem gestellt und
von mir
mit dem Hinweis auf Allegro beantwortet wurde. 
Ich denke, auf etliche Punkte liesse sich Einiges erwidern.

>Empfaenger : /de/comp/os/linux/misc
>Absender   : flimm at thorin.middleearth.de  (Oliver Flimm)
>Antwort an : flimm at ph-cip.uni-koeln.de
>Betreff    : Re: Bibliotheks-Verwaltung fuer Linux

>Hallo,
>
>inlk at verleihnix.rz.tu-clausthal.de (Lutz Kotoll) writes:
>>
>> ein an deutschen hochschulen (und anderswo) recht verbreitetes programm ist
>> allegro-c
>> entwickelt and der ub der tu-braunschweig
>>
>> ist sehr m"achtig, aber auch erst nach _l"angerer_ einarbeitungszeit
>> benutzbar, da sehr kryptisch zu parametrieren und programmieren.
>> erfordert sowohl bibliothekarische kenntnisse (sollte wohl immer
>> voraussetzung sein, wird aber h"aufig vergessen), als auch erfahrung im
>> programmieren.
>>
>> ist im vergleich extrem preiswert
>
>Der Preis ist bei Allegro wirklich annehmbar. Leider ist das auch
>schon alles, was ich zu Allegro Positives sagen kann.
>
>An der UB der Uni K"oln lief Anfang der 90er Jahre eine Projektgruppe,
>deren Aufgabe es war ein f"ahiges Bibliothekssystem f"ur den Aufbau
>eines Gesamtkatalogs zu finden.
>
>Damals wurden Lars, Allegro und BIS-LOK (Dabis) getestet. BIS-LOK hat
>schlie"slich das Rennen gemacht und das nicht ohne Grund.
>
>Allegro hatte einige Nachteile:
>
>- Es ist kein Mehrdateiensystem (BIS-LOK ist eins). Das bedeutet, da"s
>einzelne Informationen wie Titel, Autoren, Schlagworte etc. nicht in
>verschiedenen Stammdateien mit entsprechenden Verk"upfungen
>untergebracht sind. Wenn also in 1000 Katalogaufnahmen der Name eines
>Verfassers falsch geschrieben wurde, so mu"s er eben in den 1000
>Aufnahmen ge"andert werden. Bei einem Mehrdateiensystem m"u"ste nur
>der eine Eintrag in der Autorenstammdatei ge"andert werden.
>
>- Allegro hat keine Doublettenkontrolle !!! Es ist also nicht m"oglich
>einen redundanzfreien Katalog aufzubauen (BIS-LOK hat eine).
>
>- Allegro hat keine funktionierende MAB-Schnittstelle. Ein
>problemloser Datenaustausch mit anderen Bibliothekssystemen ist nicht
>m"oglich. Also: Insell"osung (BIS-LOK hat eine)
>
>- Allegro 'zwingt' den Anwender nicht, einen Titel RAK-konform
>aufzunehmen. Das geht soweit, da"s es je nach Version spezielle
>Kategorien gibt, die ausschlie"slich zum korrekten Katalogkartendruck
>gebraucht werden. (BIS-LOK ... ;-)
>
>- Allegro ist kein einheitliches Programm. Es gibt verschiedene
>'Versionen' und 'Abstammungslinien'. Da gibt es die 'M"unsteraner'-,
>die 'Braunschweiger'- und nicht zu vergessen die
>Allegro-NRW-Version. Dann gibt es auch noch verschiedene
>Versions-Nummern. So hatte ich es schon mit Versionen 9 bis 14 zu
>tun. Dar"uber hinaus scheint jeder Anwender die Bugs selber zu fixen,
>nat"urlich ohne den Patch offiziell zu machen... Damit wird das
>tohowabohu komplett. (BIS-LOK ...
>
>- Allegro ist erst sehr sp"at als Unix-Version herausgekommen. Wir
>haben bei uns in der UB-K"oln wegen der hier vorhandenen
>Allegro-Altanwender auch mal eine Linux-Allegro-Version geordert (900
>DM soweit ich mich erinnere). Als 'Lieferung' wurde uns eine
>FTP-Adresse mit Passwort gegeben. Eine ausf"uhrliche
>Installationsanleitung gab es nicht, lediglich ein
>'Erfahrungsbericht', den jemand mal bei einer erfolgreichen
>Installation gemacht hatte. Nun zur Qualit"at der 'Distribution': In
>den mitgelieferten Shell-Skripten waren die Kommentare durch REM's
>eingeleitet....grmpf. Jeder denke sich seinen Teil.
>
>Ich will nicht verschweigen, da"s es auch einige Institutionen gibt,
>die Allegro im 'Gro"sen Stil' anwenden, wie z.B. die
>Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn. Obige Probleme bleiben aber
>bestehen.
>
>F"ur unseren Gesamtkatalog verwenden wir BIS-LOK und sind, im
>Vergleich mit Allegro, einigerma"sen zufrieden. Das soll aber nicht
>hei"sen, das BIS-LOK nicht auch viele Ecken und Kanten hat.
>
>F"ur den Privatgebrauch ist BIS-LOK leider etwas teuer. Eine Unix-Lizenz
>kostet, wenn ich mich richtig erinnere, mehr als 10000 DM. Daf"ur
>bekommt man dann aber noch nicht mal ein X-Programm. BIS-LOK ist
>Curses-Basiert.
>
>Eine Linux-Version von BIS-LOK wird offiziell nicht angeboten. Dennoch
>habe ich einen Gro"steil des Programms aus Spa"s mal nach Linux
>portiert (wir haben in der UB K"oln Gott-Sei-Dank eine Source-Code
>Lizenz). Man will ja Linux propagieren ....
>
>Ach ja, noch was: Weder Allegro noch BIS-LOK sind, was die
>Katalogisierung anbelangt, Client-Server L"osungen. Da mu"s man wohl
>auf Horizon warten, wenn es denn mal RAK kann...
>
>So, ich hoffe, ich habe beim Brainstorming nichts vergessen ;-)
>
>+-----------------------------------------------------------------------------+
>! Oliver Flimm, Cologne, Germany  Email: flimm at ph-cip.uni-koeln.de            !
>! CipLab, Institutes of Physics   WWW  : http://www.ph-cip.uni-koeln.de/~flimm!
>!                                                                             !
>! The ultimate tragedy in science is the ruining of a beautiful hypothesis    !
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